Medikale Kultur der homöopathischen Laienbewegung (1870 bis 2013)

Ein homöopathischer Laienverein ist ein Zusammenschluss von Menschen, die sich für eine Alternative zur Schulmedizin entschieden haben. Das Anliegen ihrer Mitglieder ist es, sich durch den Austausch von Erfahrungen gegenseitig zu unterstützen. Mit diesem Ziel wurden viele, zum Teil noch heute existierende Vereine bereits Ende des 19. Jahrhunderts gegründet. Sie tragen seitdem maßgeblich zur Popularisierung der homöopathischen Heilmethode bei. Um Mitglieder zu werben, bieten die Vereine bis heute ein vielfältiges Programm: Sie veranstalten Vorträge über häufig auftretende Krankheiten und Gesundheitsbeschwerden und laden zu Koch- und früher auch Gymnastikkursen ein. Im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts verliehen die Vereine zudem Bücher und Zeitschriften, Fieberthermometer, Sitzbadewannen oder Klistiers an ihre Mitglieder - viele von ihnen unterhielten sogar eine eigene Apotheke. Daniel Walther zeichnet die Entwicklung dieser Laienbewegung in Deutschland von 1870 bis 2013 nach und zeigt, dass sie von politischen und gesellschaftlichen Prozessen ebenso erfasst und geprägt wurde wie von der zunehmenden medizinischen Bedeutung präventiver Maßnahmen.

Daniel Walther studierte Geschichte und Germanistik mit Schwerpunkt Medizingeschichte in Heidelberg. Er promovierte danach in Mannheim und am Institut für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung in Stuttgart über die homöopathische Laienbewegung in Deutschland seit 1870. Aktuell beschäftigt er sich im Rahmen eines Postdoc-Projekts mit der Frage, warum sich Ärzte gegenwärtig und in der Vergangenheit der Homöopathie zugewendet haben.