Medizinischer Pluralismus in Indien. Asymmetrie zwischen moderner und traditioneller Medizin

Bachelorarbeit aus dem Jahr 2019 im Fachbereich Soziologie - Medizin und Gesundheit, Note: 2,3, Universität Münster (Ethnologie), Sprache: Deutsch, Abstract: Diese Arbeit untersucht die Position der modernen Medizin im pluralistischen indischen Gesundheitssystem. Zu Beginn werden grundlegende Begriffe der Medizinethnologie und der medizinischen Heilsysteme sowie das Drei-Sektoren-Modell von Kleinman erläutert, um den medizinischen Pluralismus in Indien darzustellen. Im Hauptteil wird die Entwicklung des indischen Gesundheitssystems nach der Kolonialzeit sowie die Herausforderungen der Dichotomie zwischen moderner und traditioneller Medizin beleuchtet, einschließlich der Marginalisierung des traditionellen Sektors. Es werden auch Strategien zur 'Modernisierung der traditionellen Medizin' und mögliche Kooperationen zwischen Biomedizinern und traditionellen Heilern diskutiert. Abschließend erfolgt eine kritische Betrachtung des Drei-Sektoren-Modells und die Beantwortung der Ausgangsfrage zur Rolle der modernen Medizin in diesem Kontext. Medizinischer Pluralismus existiert weltweit, wobei er sich in Industrie- und Entwicklungsländern unterschiedlich ausprägt. In Industrieländern dominiert die Biomedizin, während in Entwicklungsländern, wie Indien, mehrere Medizinsysteme nebeneinander bestehen und interagieren. Trotz der hegemonialen Stellung der Biomedizin in Indien nutzt etwa 80% der Bevölkerung weiterhin traditionelle Medizin. Die Arbeit untersucht die Gründe für dieses Phänomen und analysiert die Position der modernen Medizin im pluralistischen Gesundheitssystem Indiens. Dabei werden im ersten Teil der Arbeit die Begriffe der Medizinethnologie, Gesundheit und Krankheit sowie das Drei-Sektoren-Modell von Kleinman als theoretische Grundlage erörtert.