Mein Besuch bei den Ahnen

Wie kommen wir gerade auf Dienstmädchen? Das hat natürlich mit diesen spannenden Familiengeschichten zu tun, die das große und das kleine Leben miteinander verbinden und neugierig auf beides machen - eben auch auf das Thema Dienstmädchen. Im konkreten Fall hat es mit der Oma des Autors zu tun, Erna Hauswald, 1898 geboren, hatte schon als Kind in Haus und Garten der Eltern nach Kräften mitzuarbeiten und die zwei jüngeren Geschwister zu betreuen. Wie der Autor weiter aus der familiären Überlieferung berichtet, absolvierte seine Oma ihre Schulzeit in einer kleinen Dorfschule in Oberposta. Wie sie erzählte, gab es damals noch die Prügelstrafe mit dem Rohrstock. Einmal hat sie der Lehrer derart auf die Hände geschlagen, dass einige Finger stark angeschwollen waren. Da hat sich Vater Ernst aufgemacht und dem Schulmeister ordentlich die Meinung gesagt. 'Dann hat sich der das nicht mehr getraut!' So Erna ganz stolz und dankbar über ihren Vater. Sofort nach Beendigung der Schulzeit, im Alter von 14 Jahren, musste sie sich als Dienstmädchen bei fremden Leuten verdingen. Sie war zuerst ein reichliches halbes Jahr bei einer Familie Hoffmann in Pirna, dann zwei Monate bei Kutzners in Sebnitz, drei Monate bei einer Familie in Dresden und anschließend von November 1915 bis Oktober 1917 bei der Familie Nieske in Dresden-Loschwitz. Nach Omas Berichten waren das sehr vermögende Leute, die eine Villa ihr Eigen nannten und mehrere Hausangestellte beschäftigten. Im Gesindebuch, das von der Heimatgemeinde ausgestellt wurde, waren Anmeldedatum und Abmeldedatum von der Gemeinde des Arbeitgebers einzutragen. Die letzte Beurteilung lautete: 'Ida Erna Hauswald war vom 1. November 1915 bis 1. April 1917 in meinem Hause. Sie war ehrlich, fleißig und sehr willig. Meine besten Wünsche begleiten sie. Sie kehrt in ihr Elternhaus zurück. - Frau E. Nieske, Loschwitz' Was waren ihre Aufgaben bei der 'Herrschaft'? Da waren an erster Stelle alle im Haushalt anfallenden Tätigkeiten wie putzen, waschen, bügeln, kochen, Geschirr spülen, Kinder betreuen, einkaufen, Botengänge erledigen, Gäste empfangen und bedienen, Feste und Geselligkeiten vorbereiten. Waren mehrere Dienstboten im Haushalt, gab es spezielle Tätigkeitsbereiche, wie das einer Köchin. Allgemein wurden diese Dienstverhältnisse nicht als Lebensentwurf angesehen, sondern als Station zwischen dem Auszug aus dem elterlichen Haus und der eigenen Eheschließung, somit auch als eine Art Lehrzeit für die späteren ehelichen Aufgaben.

Werner Müller ist der Allerweltsname des Pirnaer Autors. Gelesen hat der 1948 Geborene schon immer gern, die verschiedenen Formen der Prosa und als Jugendlicher auch der Lyrik, später zahlreiche Fachbücher, um Tierarzt zu werden. Geschrieben hat er in dieser Profession verschiedentlich Artikel für Fachzeitschriften und seine Dissertationen. Andere Themen wurden, abgesehen von gut benoteten Schulaufsätzen, bisher nicht berührt. Mit journalistischer Neugier und wissenschaftlicher Akribie, als Rentner nun mit dem erforderlichen Zeitfonds ausgestattet, beschrieb der Autor in seinem ersten Buch "Abitur im Sozialismus" seine vier Schuljahre an einer Erweiterten Oberschule im Pirna der 1960er Jahre.

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