Mein intimes Tagebuch

Die junge, unschuldige Agnès de S. hat gerade die Klosterschule verlassen und verbringt ihre Sommerferien auf dem elterlichen Schloß in Südfrankreich. Ihrem intimen Tagebuch vertraut sie in immer rückhaltloserer Offenheit ihre ersten erotischen Erlebnisse an: Liebesspiele mit einem hübschen Stubenmädchen, zögernd zuerst noch, dann immer hemmungsloser; zärtliche und ausschweifende Abenteuer mit einem Bauernburschen, mit dem stattlichen Sohn des Müllers, mit einem verwegenen Husarenoffizier, mit einer Dame der großen Gesellschaft. Am Ende dieses langen, heißen und stürmischen Sommers 1888 ist aus dem jungen Mädchen eine erfahrene junge Frau geworden, die sich ihre geheimsten Wünsche immer ungenierter erfüllt.

Agnès de S. berichtet nicht nur mit äußerstem Freimut von ihren Ausschweifungen: zur gleichen Zeit, in der sie ihre geheimsten Wünsche entdeckt, beginnt sie die Heuchelei der gutbürgerlichen Gesellschaft und der Politik ihrer Epoche zu durchschauen. Es ist literaturhistorisch umstritten, ob dieses Buch das anonyme Werk eines bekannten zeitgenössischen Schriftstellers ist. Die Literaturgeschichte ist reich an solchen Fällen. Mit Sicherheit zeichnet das Buch jedoch eine literarische Qualität aus, das es vergleichbar macht mit berühmten Werken von Alfred de Musset oder Guillaume Apollinaire.