Mentalisierung und sozial-emotionales Lernen in der Elementarpädagogik. Von der Kultivierung der Gefühle als Bildungsziel

Bachelorarbeit aus dem Jahr 2024 im Fachbereich Pädagogik - Kindergarten, Vorschule, frühkindl. Erziehung, Note: 1,0, Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main (Institut für Sonderpädagogik), Sprache: Deutsch, Abstract: In dieser Arbeit untersuche ich, ob Bildungskonzepte wie SEL (Sozial-emotionales Lernen) nicht tatsächlich Gefahr laufen, die 'affektentleerte Symbolisierungsfähigkeit' zu fördern. Welche kritischen Aspekte ergeben sich aus einer einseitigen Betonung von SEL in pädagogischen Ansätzen für Kinder im Elementarbereich? Inwiefern könnte die Berücksichtigung der psychoanalytischen Pädagogik mit dem Fokus auf Mentalisierung zu einer umfassenderen und ausgewogeneren (Bildungs-)Förderung beitragen? Um diese Fragen zu beantworten, stelle ich die psychoanalytische Pädagogik mit dem Schwerpunkt Mentalisierung dem Konzept SEL gegenüber und vergleiche ihre Komponenten, Ziele und Motivationen miteinander. Die Ergebnisse der aktuellen PISA-Studie mögen als reißerische Headlines oder in populistischen Kreisen für Aufruhr sorgen - für viele Pädagogen sowie die meisten Erziehungsberechtigten sind sie jedoch nicht überraschend. Berücksichtigt man die oft desolaten Zustände der Gebäude, die Überforderung bei Lehrern und Schülern gleichermaßen, den gehäuften Unterrichtsausfall und die Nachwirkungen der Corona-Pandemie wäre ein anderes Ergebnis fast schon ein Wunder. Kritische Stimmen bemängeln nicht nur das Studiendesign, das auf dem Losprinzip basiert und die Vergleichbarkeit der Ergebnisse einschränkt, sondern auch die Intransparenz der von der OECD beauftragten PISA-Studie, die eine wirtschaftszentrierte und neoliberal ausgerichtete Perspektive widerspiegelt. Trotz dieser Kritik besteht Einigkeit darüber, dass dringender Handlungsbedarf besteht, um das Bildungssystem zu verbessern. Im aktuellen Hessischen Bildungs- und Erziehungsplan werden soziale Kompetenzen neben dem 'kompetente[n] Umgang mit Veränderungen und Belastungen (Resilienz) sowie individuumsbezogene Kompetenzen sowie Kompetenzen zum Handeln in sozialen Kontexten' als Basiskompetenzen angepriesen, die eine weitere (gesellschaftsverträgliche) Bildung überhaupt erst ermöglichen sollen. Es fällt auf, dass der Duktus ein eigentümlich mechanischer ist - liegt die Betonung doch vorrangig auf dem Erwerb der Fähigkeit, sich sozialverträglich und gesellschaftskompatibel zu verhalten. Zwar wird von 'Bindung als Voraussetzung für Bildung' gesprochen, die sich vor allem auf die 'soziale und emotionale Kompetenzentwicklung' positiv auswirke, doch ist schnell wieder nur von den 'lohnenden' Folgen sicherer Bindung auf das generelle Lernverhalten die Rede.