Metaphysische Interpretationen von physikalischen Theorien. Kornmesser und Carnap am Beispiel der quantenmechanischen Viele-Welten-Interpretation

Studienarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Philosophie - Theoretische (Erkenntnis, Wissenschaft, Logik, Sprache), Note: 1.0, Universität Münster (Philosophisches Seminar), Veranstaltung: Seminar: Wissenschaftlicher Realismus, Sprache: Deutsch, Abstract: 'Science is what we know and philosophy is what we don't know.' Dieses dem Mathematiker und Philosophen Bertrand Russell zugeschriebene Zitat führt direkt zu der Frage, wo die Grenzen wissenschaftlicher Erkenntnis liegen und inwiefern dieses Wissen von metaphysischen Konstrukten abzugrenzen ist. Innerhalb dieser Hausarbeit soll nun ein kleiner, jedoch äußerst relevanter Teilaspekt der Diskussion um das Verhältnis von Wissenschaft zur Metaphysik betrachtet werden. Hierzu werden die Ansichten des Logischen Empirismus über metaphysische Sinnlosigkeit hinterfragt und darüber hinaus die Auffassung der Wirklichkeit in Verknüpfung mit der Wissenschaft und ihren Interpretationen behandelt. Zunächst betrachten wir im ersten Abschnitt kurz die Unterscheidung von Realität und Wirklichkeit im Sinne Carnaps, um den Diskurs innerhalb dieser Hausarbeit abzugrenzen von der weitreichenden Auseinandersetzung um den wissenschaftlichen Realismus. Weiterführend wird im zweiten Teil anhand Kornmessers Text 'Theoretizität im Logischen Empirismus und im Strukturalismus - erläutert am Fallbeispiel des Neurobiologischen Konstruktivismus' Carnaps logisch empiristische Definition von theoretischen Termen rekonstruiert und deren empirische Sinnhaftigkeit im Kontrast zur metaphysischen Sinnlosigkeit betrachtet. Hierbei wird anschließend im dritten Kapitel auf das neurobiologische Beispiel Kornmessers eingegangen, welches zur Illustration der Existenz metaphysisch sinnloser Terme innerhalb von Theorien dient. Daraufhin wird im vierten Teil kurz das Verhältnis von wissenschaftlichen Theorien zur Wirklichkeit im Sinne des logischen Empiristen Carnap erläutert. Nach dieser Einführung in das logisch empiristische Konzept von Theorie, Metaphysik und Wirklichkeit erreichen wir schließlich den Diskurs um die zentrale Fragestellung, ob die Interpretationen von physikalischen Theorien ebenfalls als metaphysisch sinnlos angesehen werden können. Als exemplarische Theorie wird im fünften Kapitel das Superpositionsprinzip eingeführt, welches aus dem mathematischen Formalismus der Quantenmechanik resultiert. Darüber hinaus wird erläutert, welche Problematiken sich aus der Interpretation des mathematischen Formalismus sowohl aus physikalischer als auch aus philosophischer Perspektive er-geben. Beispielhaft hierfür werden im sechsten Teil die zwei verbreitetsten Interpretationen dieser Theorie mit ihren Forderungen, Implikationen und Widersprüchen erläutert:[...]