Meteorologie für Massen. Der Wetterbericht im Spannungsfeld von Information und Unterhaltung

Diplomarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Medien / Kommunikation - Sonstiges, Note: 1,6, Universität Leipzig (Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft), Veranstaltung: Kommunikations- und Medienwissenschaft, Sprache: Deutsch, Abstract: '... und nun das Wetter!': So lautet der typische Schlusssatz vieler Nachrichtensendungen im Fernsehen vor der Überleitung zum Wetterbericht. Im deutschen Fernsehen haben sich in den vergangenen Jahren rund um die Wetternachrichten auffallende Veränderungen ergeben: Die Informationen zu Sonne, Wind und Graupelschauern werden heute auf den meisten Kanälen zunehmend frischer, bunter und lockerer präsentiert. Die Wetterberichte ähneln immer mehr US-amerikanischen 'Weather-Shows'. Die vorliegende Arbeit analysiert vier Eckjahre der Sender ARD, ZDF, RTL und SAT.1 im Zeitraum von 1993 bis 2005. Ursächlich für das Phänomen 'Weathertainment' ist das Ineinandergreifen mehrerer Aspekte, in erster Linie die Kommerzialisierung in Folge der Liberalisierung der Wetter- und Fernsehbranche, der technische Fortschritt sowie das gestiegene Interesse der Öffentlichkeit an Wetterinformationen. Auf Grund des enormen Konkurrenzdrucks ringen öffentlich-rechtliche und private TV-Sender um die Gunst der Zuschauer, insbesondere bei Sendungen, die ein großes Zuschauerinteresse und damit hohe Einschaltquoten erwarten lassen. Eine solche Schlüsselposition nehmen im Programmablauf Wetterberichte ein: Deren Werbeumfeld erzielt Höchstpreise. Mit dem Instrument der Inhaltsanalyse wird die Frage beantwortet, ob, in welchem Umfang und mit welchen Mitteln die meteorologischen Informationen für das Millionenpublikum des Fernsehens in den vergangenen Jahren im Sinne des Infotainmentkonzepts modifiziert wurden. Der besondere Reiz ergibt sich beim Fernsehen dabei aus dem Zusammenwirken von optischen und verbalen Gesichtspunkten. Zum Nachweis unterhaltsamer Elemente wurde ein speziell auf TV-Wetterberichte zugeschnittenes, inhaltsanalytisches Kategoriensystem entwickelt, mit dem sich die möglichen Veränderungen von Sendedauer, Präsentation, Inhalt und Sprache messen lassen. Die Längsschnittstudie ist so angelegt, dass sie Rückschlüsse auf drei verschiedene Ebenen zulässt, die vor allem in Hinblick auf die bereits erwähnten, der Studie zu Grunde liegenden Umbrüche in der Medien- und Wetterbranche von Interesse sind: Erstens die möglichen Veränderungen entlang der Zeitachse, also die Unterschiede zwischen den einzelnen Jahren. Zweitens der gegebenenfalls vorhandene Kontrast zwischen den einzelnen Sendern. Zum Dritten könnte die Untersuchung auf Trends bei der Wetterberichterstattung einzelner TV-Anbieter hinweisen.