Methodische Probleme der historischen Demographie - Am Beispiel der Bevölkerungsentwicklung des Hoch- und Spätmittelalters

Studienarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Geschichte Europa - and. Länder - Mittelalter, Frühe Neuzeit, Note: 1,0, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg (Historisches Seminar ), Veranstaltung: Proseminar: Das Spätmittelalter - Krise und Aufbruch, Sprache: Deutsch, Abstract: Wie jedes spezielle Erkenntnisinteresse verfügt auch die historische Demographie über einige spezifische Vorteile, sowie erkenntnistheoretische Blindstellen. Diese Blindstellen vor allem sind es, denen in dieser Arbeit nachgegangen werden soll. Als Beispiel bietet sich die west- und mitteleuropäische Bevölkerungsentwicklung am Übergang von Hoch- zu Spätmittelalteran, wo das Ende eines lang anhaltenden Bevölkerungswachstums durch die Pestepedemie von 1348 markiert wird. Die Schätzung der Seuchenverluste wie auch die Einordnung dieses demographischen Knicks in die größeren Zusammenhänge der spätmittelalterlichen Krisenerscheinungen erlauben Rückschlüsse auf die Leistungsfähigkeit historischer Demographie. In einem ersten Schritt wird die Quellensituation des Mittelalters hinsichtlich ihrer Ergiebigkeit und gängiger Probleme erläutert. Das Spätmittelalter liegt weit hinter der frühen Neuzeit zurück, sowohl was den Umfang der Schriftlichkeit betrifft als auch in der Genauigkeit bzw. überhaupt dem Vorhandensein schriftlicher Zeugnisse, die Rückschlüsse auf Bevölkerungsentwicklungen zulassen. Zur Erläuterung wird im nächsten Schritt auf einige Ergebnisse der einschlägigen Forschung zur Bevölkerungsentwicklung zurückgegriffen und die Methoden dargestellt, mit denen sie ermittelt werden. In einem weiteren Schritt werden konkurrierende Interpretationsansätze der demographischen Daten im Kontext der allgemeinen Faktoren der Gesellschaftsentwicklung dargestellt, namentlich die Neo- Malthuisianische und die Marxistische Schule, die beide die Agrarkrise des Spätmittelalters und ihre Zusammenhänge in den Fokus nehmen. Das Augenmerk soll dabei auf ihrer Abhängigkeit von der Präzision der quantitativ erhobenen demographischen Daten liegen, sowie in ihren Erklärungsleistungen, Schnittmengen und Widersprüchen. Als Fazit dieser Arbeit sollten folgende Fragen geklärt sein:Was sind die Schwächen spätmittelalterlicher Quellen bei der demographischen Auswertung? Wie präzise sind die auf den Quellen basierenden Schätzungen der Einwohnerzahlen? Und sind die Daten verlässlich genug, um umfassendere Interpretationen der gesellschaftlichen Verhältnisse der untersuchten Zeit zu fundieren?