Michael Walzers Pfad der Interpretation und die Frage der Zuwanderung in politische Gemeinschaften

Studienarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Philosophie - Philosophie des 20. Jahrhunderts, Note: 1,3, Freie Universität Berlin (Philosophisches Institut), Veranstaltung: Methodenfragen der politischen Theorie, Sprache: Deutsch, Abstract: In der sich globalisierenden Welt von heute stehen die Nationalstaaten vielen Problemen gegenüber, die sie allein und innerhalb ihrer Grenzen nicht mehr lösen können. Wirtschaftskrisen, Umweltprobleme oder Migrationsströme betreffen die ganze Welt. Da aber die Nationalstaaten nach wie vor die bestimmende politische Instanz sind, die letztlich Entscheidungen fällen und politisch handeln, hat es nach wie vor die höchste Bedeutung wie sie mit diesen Problemen umgehen. Das heißt auch, dass die moralischen Vorstellungen der Bürger und Bürgerinnen der einflussreichsten Staaten in der Welt in besonderer Weise darüber entscheiden, wie und ob die globalen Problemlagen politisch bearbeitet werden. Michael Walzer sieht als Kommunitarist auch gar keine Alternative dazu, so lange es noch keinen Weltstaat gibt. Jede politische Gemeinschaft hat das Recht über alle sie betreffenden Fragen selbst zu entscheiden. Und da diese Gemeinschaften zurzeit die Nationalstaaten sind, ist ihre Perspektive die politisch entscheidende. In dieser Hausarbeit wird Walzers moralphilosophischer Ansatz sowohl methodisch als auch am Beispiel der Zuwanderungspolitik politischer Gemeinschaften inhaltlich kritisch analysiert. Zunächst wird an Hand seines Werkes 'Kritik und Gemeinsinn' seine favorisierte moralphilosophische Methode herausgearbeitet. Für ihn gibt es drei Pfade der Moralphilosophie, die Entdeckung, die Erfindung und die Interpretation. Letzteren hält er für den angemessenen Weg, Moralphilosophie zu betreiben. Nach der Zusammenfassung seiner Argumentation zur Methode werden einige von Walzers Argumente aus dem Kapitel 'Mitgliedschaft und Zugehörigkeit' aus seinem Buch 'Sphären der Gerechtigkeit' dargestellt und kritisch analysiert. In diesem Teil wird vor allem herausgearbeitet, welche blinden Flecke und Probleme Walzers Behandlung der Immigration aufweist. Am Ende der Arbeit soll zum einen deutlich werden, ob Walzers moralphilosophischer Umgang mit Immigration das kritische Potential seiner Methode der Interpretation ausschöpft, und zum anderen, ob und inwieweit sein methodischer Ansatz, eine allein auf eine politische Gemeinschaft bezogene Moralphilosophie zu betreiben, zu einem befriedigenden Umgang mit Grenzen überschreitender Migration führt. So soll möglichst deutlich werden, wo die Grenzen des kritischen Potentials von Walzers Methode der Interpretation liegen.