Michel Houellebecqs 'Elementarteilchen'. Vom Thesen- zum modernen Bildungsroman

Studienarbeit aus dem Jahr 2013 im Fachbereich Germanistik - Gattungen, Note: 2,0, Universität zu Köln (Institut für deutsche Sprache und Literatur I.), Veranstaltung: Der Bildungsroman, Sprache: Deutsch, Abstract: Als Beispiel eines modernen Bildungs- bzw. Entwicklungsromans gilt für einige Beobachter der 1998 in Frankreich erschienene Roman 'Elementarteilchen' von Michel Houellebecq. Das Werk, das später auch von Bernd Eichinger - mit Moritz Bleibtreu und Christian Ulmen in den Hauptrollen - verfilmt wurde, war sowohl in Frankreich, als auch in Deutschland, wo es ein Jahr später erschienen ist, ein Bestseller. Darüber hinaus wurde es vom Feuilleton überaus kontrovers diskutiert. Der dargestellte Werdegang zweier Halbbrüder, die von ihrer Mutter im Selbstverwirklichungswahn vernachlässigt wurden und als radikal gegensätzliche Pole vergeblich ihren Weg in der Gesellschaft suchen, berührte viele empfindliche Themen. Als kontrovers galt nicht nur Houellebecqs präzise Darstellung einer schrankenlosen Sexualität. Auch wurde Elementarteilchen als reaktionäre Abrechnung mit den antiautoritären und linksliberalen Idealen der sogenannten 68er-Generation verstanden. Aufgrund fiktiv-wissenschaftlicher Exkurse, die die Utopie von der Schaffung des geschlechtslosen Menschen entwerfen, der von der Bürde einer den Gesetzen des kapitalistischen Marktes unterworfenen Sexualität befreit ist, galt das Werk in der Diskussion als einschlägiger Thesenroman. Tilman Krause bezeichnete Elementarteilchen als 'das radikalste Stück Literatur zur Jahrhundertwende, das sich denken lässt.' Die Zielsetzung dieser Arbeit liegt in der Untersuchung der Zuschreibungen, der Roman sei ein programmatischer Thesenroman sowie ein Bildungs- beziehungsweise Entwicklungsroman. Hierfür wird eingangs der Seminar- Gegenstand des Bildungsromans von seinen Ursprüngen beleuchtet und Merkmale und Konstanten, die als überzeitliche Charakteristik der Gattung gelten, zusammengestellt. In jeweils eigenen Kapiteln wird die Rezeption des Werkes in ausgewählten deutschsprachigen Medien sowie jene inhaltlichen Eigenaussagen untersucht, die als Argumente für die These des Thesenromans gelten. Unter der titelgebenden Fragestellung bildet die Bildungsgeschichte der beiden Hauptfiguren Michel Djerzinski und Bruno Clément den Schwerpunkt und Rahmen dieser Arbeit: Im Zuge dessen wird die Rolle von gesellschaftlichen Einflüssen und Autoritäten im Buch untersucht, die den Weg zu jener 'Desillusion' bereiten, die den Roman auch als 'Anti-Bildungsroman' gelten lassen. Letztlich soll die Frage literaturwissenschaftlich fundiert beantwortet werden, ob Elementarteilchen als moderner Bildungsroman gelten könne.

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