Migration und interreligiöses Zeugnis in Deutschland

Die Bildungs- und Arbeitsmigration der 1950er bis 1970er Jahre hat zu neuen Formen der interkulturellen und interreligiösen Wahrnehmung in der Bundesrepublik Deutschland geführt. Friedemann Walldorf beleuchtet hier die missionarischen Entwicklungen, die sich in diesem Kontext auf transnationaler, institutioneller und individueller Ebene zwischen Christen und Muslimen vollzogen, erstmals als Aspekt der religiösen und kirchlichen Zeitgeschichte. Im Zentrum seiner Untersuchung stehen die Initiativen und Diskurse protestantischer Islambegegnung im Rahmen des Deutschen Evangelischen Missionsrats (DEMR) und des 1963 von Willi Höpfner begründeten Orientdienstes in Wiesbaden sowie damit zusammenhängende Kontroversen, Konversionen und Gemeinschaftsbildungen als Ausdruck selbstbestimmter Identitätskonstruktion. Die missionarische Begegnung beschreibt der Autor als transkulturellen Prozess, der zu neuen Wahrnehmungen und Selbstverständnissen führte und zugleich Herausforderungen und Ressourcen für ein friedliches Zusammenleben zwischen religiösen Gruppen in einer pluralen Gesellschaft aufzeigt.



Friedemann Walldorf ist Professor für Missionswissenschaft und Interkulturelle Theologie an der Freien Theologischen Hochschule Gießen. Er habilitierte sich 2013 mit der vorliegenden Arbeit an der Theologischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin. Seine Forschungsschwerpunkte liegen auf der interreligiösen Hermeneutik, der interkulturellen Theologie und der Missionsgeschichte des 20. Jahrhunderts.