Minnesang. Das Frauenpreislied bei Heinrich von Morungen

Studienarbeit aus dem Jahr 2013 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediävistik, Note: 1.5, Eberhard-Karls-Universität Tübingen (Deutsches Seminar), Sprache: Deutsch, Abstract: Wer sich mit dem Minnesang des 12. Jahrhunderts und einem seiner Vertreter, Heinrich von Morungen, befasst, wird in der Forschungsliteratur immer wieder auf ein berühmtes Zitat aus einem seiner Liedern stoßen: 'wan ich wart dur sî und durch anders niht geboren' (MF 134,30) . Oft wird dieses Zitat als eine Selbstaussage des Dichters gedeutet, und in der Tat weist das Zitat ein Charakteristikum seines ?uvres auf. Das Zitat 'Denn für sie allein wurde ich geboren', das Helmut von Tervooren als 'Kernsatz [Morungens] lyrischen Schaffen[s]' bezeichnet, demonstriert das ausschließliche Thema seiner Lieder, nämlich die 'fast monomanische Zentrierung des lyrischen Ichs auf die Minneherrin sowie seine als existenziell empfundene Abhängigkeit von ihr'. Denn die Existenz des Sängers beruht nur darauf, die Auserwählte zu preisen und um sie zu werben, selbst wenn es keinerlei Hoffnung darauf gibt, dass diese ihn erhört. Hierbei nimmt die angebetete Dame eine besondere Stellung bei Heinrich von Morungen ein. Denn anders wie bei den vorherigen Dichtern, ist Morungen der erste Dichter des deutschen Minnesangs, der die weibliche Schönheit der Frau in ihren Einzelzügen beschreibt, und auf sie nicht nur durch Beiwörter und kurze Vergleiche in seinen Liedern hindeutet. In der folgenden Arbeit soll nun diese Neuerung Morungens anhand einer Analyse zweier Lieder näher erläutert werden. Hierbei sollen vor allem die Lieder des sogenannten Frauenpreises untersucht werden, da hier der Sänger besonders ein Augenmerk auf die Schönheit der Herrin legt. Zunächst wird jedoch ein kurzer Einblick in die wenig biographischen Informationen, die zu dem Dichter bekannt sind, erfolgen. Im zweiten Teil soll allgemein die Theorie der Minnelyrik erklärt werden. Im Anschluss daran soll auf ein spezifisches Thema der Minnelyrik eingegangen werden, nämlich den Frauenpreis, und inwieweit dabei Morungen eine Rolle spielt. Der letzte Teil der Arbeit wird sich schließlich ausschließlich der Analyse der Lieder 122,1 und 140,32 widmen.