Mit Faschisten am Tisch sitzen. Paul Feyerabend und Konrad Lorenz’ Acht Todsünden der zivilisierten Menschheit.

Seit Jahrzehnten wird der relativistischen Philosophie unterschiedlicher Couleur vorgeworfen, mit ihrer Vernunftkritik und ihrer Absage an den Universalismus zu einer Erosion der Wahrheit und zum Irrationalismus beizutragen. In diesem epistemologischen Vorwurf schwingt stets die politische Kritik mit, dass Relativismus und Vernunftkritik die Aufklärung verraten und der politischen Reaktion und sogar dem Rechtsradikalismus in die Hände spielen. In dem vorliegenden Essay geht es darum, den gegen Paul Feyerabend gerichteten Vorwurf des »epistemischen Tribalismus «, der mit rechten Positionen wie mit dem Feuer spielt, anhand eines konkreten Beispiels zu analysieren: Seiner Haltung zu dem Verhaltensforscher Konrad Lorenz, dessen Kulturkritik der 70er Jahre irritierend nahe zu seinen Positionen während der NS-Zeit stand. Feyerabend wusste das, ohne es jedoch zu thematisieren. Diesen blinden Fleck deute ich vor dem Hintergrund seiner Unterschätzung rechtsradikaler Machtpolitik, wodurch auch Feyerabends Pluralismus Gefahr läuft, sich selbst zu unterlaufen.