Mit dem Stift die Welt erfassen

Rund 4 500 Zeichnungen hat der Schweizer Architekt Rudolf Guyer seit den 1950er-Jahren angefertigt, mit Feder, Filzstift, Bleistiften unterschiedlicher Härte, Farbstiften, Tusche oder Aquarellfarben. Sie zeigen Stadtansichten, Landschaften mit Besiedelung, Häuser, Ensembles von Bauten, Figuren. Es gibt schnelle Skizzen, die fotografischen Schnappschüssen ähneln, und detailliertest ausgearbeitete Zeichnungen, Schwarz-Weiss steht neben farbenfroher Vielfalt. Angefertigt hat sie der 1929 geborene Guyer auf beruflichen Reisen und im privaten Urlaub; in Städten, in denen er wohnte; und in den zahlreichen Ländern, die er besuchte. Das geschulte Auge des Architekten ist dabei schnell zu erkennen: Zu sehen sind keine Impressionen, sondern präzise erfasste, analysierte und liebevoll interpretierte Beobachtungen. Von der römischen Antike bis zum Centre Pompidou in Paris, von 1949 bis ins 21. Jahrhundert. Dieses grossformatige Buch präsentiert erstmals 220 dieser Blätter. Sie zeigen, wie Rudolf Guyer buchstäblich mit dem Stift die Welt erfasste. Seine Darstellungen sind eine Schule des Sehens, in der die unvermindert gültige Aktualität des Zeichnens als Medium erfahrbar wird. Ergänzt wird der Band durch einen Essay des Architekturhistorikers Martin Tschanz.