Möglichkeiten und Formen politischer Führung von Parteivorsitzenden in der SPD

Masterarbeit aus dem Jahr 2016 im Fachbereich Politik - Grundlagen und Allgemeines, Note: 1,3, Universität Trier, Sprache: Deutsch, Abstract: Im Zentrum des Untersuchungsinteresses der vorliegenden Arbeit steht die politische Führung von Parteivorsitzenden in der SPD. Neuzeitliche Vertreter der Philosophie wie beispielsweise Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Auguste Comte und Karl Marx waren lange Zeit überzeugt davon, dass politische Führer lediglich austauschbare Symbole historischer Trends und keine treibenden Kräfte der Geschichte seien. Empirische Befunde legen eine gegenteilige Schlussfolgerung nahe: 'Leadership matters'. Politische Führung ist ein außerordentlich komplexes Phänomen - selbst für sozialwissenschaftliche Verhältnisse). Angesichts ebendieser Komplexität sowie der hinzukommenden Fragmentierung des Forschungsfeldes fehlen bisher allgemeingültige und verbindliche Definitionen sowie theoretisch fundierte Thesen über das Zusammenspiel der einzelnen relevanten Faktoren und Elemente, die politische Führung begründen. Ungeachtet dessen wird der Begriff der politischen Führung in der politischen Alltagspublizistik gern gebraucht, jedoch nur selten präzise verwendet. Er bietet eine probate Möglichkeit, Politik zu personalisieren. So werden Parteikrisen medial zu Führungskrisen stilisiert und in Kommentaren mit Vorliebe von der 'Führungsschwäche' des einen Akteurs und der 'Führungsstärke' des anderen geschrieben. Persönlichkeitsbilder und Charakterfragen unterhalten das mediale Publikum besser als komplexe parteiorganisatorische Analysen. Gleichzeitig, so scheint es, haben sowohl die Pluralisierung und Individualisierung der Gesellschaft als auch die Bildungsexpansion die Attraktivität und Wirkungsmacht der politischen Parteien verringert, das Selbstbewusstsein der Geführten in die eigenen Kompetenzen angeregt und dadurch die Strategiefähigkeit von Führungsakteuren untergraben. Die immer komplexer werdende Mediengesellschaft zeigt zudem zunehmend weniger Geduld gegenüber politisch Führenden, indem sie immer engere Zeitrahmen zur Lösung zuvor formulierter Probleme vorgibt. Durch die Dauerdurchleuchtung einer kritischen, und 'sich selbst immer kompetenter wähnenden Öffentlichkeit' (Micus 2010: 10) schwindet zunehmend das Vertrauen der Bürger in die politischen Institutionen, was ein Bewahren der Handlungsfähigkeit der Führenden immer mehr erschwert. In der politikwissenschaftlichen Forschung wurde der Faktor 'Führung' lange Zeit vernachlässigt oder gänzlich ignoriert.