Mord am Lech

Im Sommer 1862 wurde der junge jüdische Juwelier Ludwig Elieser Bach aus Kriegshaber in Unterbergen bei Augsburg ermordet und ausgeraubt. Die Leiche entsorgte der Täter auf einer Kiesinsel im wasserarmen Lech, wo sie schon am nächsten Morgen gefunden wurde. Die Spur führt schnell in das benachbarte Dorf, wo das Opfer nachmittags zuletzt von mehreren Zeugen gesehen wurde. Der mehrfach vorbestrafte Täter war sehr schnell ermittelt, versuchte dann jedoch den Raubmord mit antisemitischen Vorwürfen gegen den Toten zu rechtfertigen, um seine Haut zu retten. So unterstellte er, dass die Juden im Falle seiner Hinrichtung seinen Leichnam kaufen wollten, um an sein Blut zu kommen. Das Buch berichtet ausführlich über den authentischen Fall, der damals weit überregionale Aufmerksamkeit erregte und zahlreiche Gerichtsschreiber zum Prozess nach München lockte. Ausführlich rekonstruiert werden Lebensumstände von Opfer und Täter, ihr familiäres und gesellschaftliches Umfeld in der Endphase des souveränen bayerischen Königreiches, in der Moderne und Emanzipation, aber auch der Antisemitismus entstanden. Mit akribischen Recherchen und einer Fülle authentischer Zeugnisse gelingt es, auf nüchterne Weise Motive und Ursachen zu ergründen, den Zeitgeist zu erfassen und den Leser zum Zeitzeugen zu machen. Zur Abrundung gibt es Einblicke über die Stellung der Juden in der deutschen Kriminalistik des 19. Jahrhunderts, in welcher manche, auch heute noch verbreitete Vorurteile an Hand von amtlichen Statistiken in objektiven Licht erscheinen.

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