Multikulturalismus und Migration zu Beginn des 21. Jahrhunderts

Inhaltsangabe:Einleitung: Bei etwa 8,3 Millionen Inlandsösterreichern leben heute Schätzungen zufolge weltweit 470.000 Auslandsösterreicher und bis zu eine Million Herzensösterreicher dauerhaft in einem anderen Land. Während man sich in über 400 österreichbezogenen Vereinigungen weltweit organisiert, werden die Auslandsösterreicher oft und gerne als das „10. Bundesland“ bezeichnet und wären laut dieser Definition das zahlenmäßig siebentgrößte Bundesland Österreichs. Die vorliegende Publikation untersucht die gegenwärtige österreichische Emigranten-Situation sowie einzelne historisch bedingte Konstellationen in Lateinamerika, beziehungsweise Argentinien zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Ich versuche, mehr Verständnis für die aktuelle individuelle, beziehungsweise persönliche Situation dieser Auslandsösterreicher zu schaffen. Die Ausführungen in dieser Arbeit verstehen sich zum einen als ein Beitrag mit dem Ziel, mehr Akzeptanz für im Ausland lebende Österreicher zu gewinnen, versuchen zum anderen jedoch gleichzeitig, eine differenziertere Wahrnehmung gegenüber in Österreich lebenden Ausländern zu entwickeln. Aufschlussreich ausgewertete Erhebungsbögen von bereits seit längerer Zeit in dieser Region lebenden Österreichern verstehen sich nach ihrer Auswertung beziehungsweise Interpretation als wichtige Basis der vorliegenden Arbeit. Diese Rückschlüsse verbunden mit den Erkenntnissen aus einer Reihe von persönlichen Gesprächen und Interviews mit Auslandsösterreichern setze ich zum einen mit analoger Fachliteratur, zum anderen mit persönlichen Recherchen, beziehungsweise Erlebnissen in Beziehung. Anhand von alltags-, sozial- und geschlechterspezifischen Fragestellungen ist mein Ziel, die individuelle sowie kollektive Dimension der österreichischen Emigration nach Lateinamerika zu untersuchen. Eine Analyse der bereits in zahlreichen Publikationen beschriebenen Emigrationen vor, beziehungsweise nach dem Zweiten Weltkrieg nehme ich nur bedingt, beziehungsweise im Kontext vor. Mit anderen Worten: Wesentlicher Fokus der Untersuchungen ist die „Emigration aus freiem Willen“, beispielsweise Wirtschaftsemigranten (und deren Angehörige) sowie nach 1960 ausgewanderte Österreicher. Folgende Auswanderungsgruppen besitzen aus diesem Grund weniger Relevanz für meine Recherchen: politisch begründete Emigrationsgruppen, jüdische Bevölkerungsgruppen, Emigranten mit Bezug zur Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP). Nichtsdestoweniger bildet die [...]