Mythos Künstler

Die Konzeptionen künstlerischer Existenz und künstlerischer Produktivität sind im Verlauf des 20. Jahrhunderts grundlegenden Veränderungen unterworfen: Nicht nur die bildenden Künstler selbst sprechen dem Künstler seinen Sonderstatus ab, auch die Perspektiven der modernen soziologischen Forschung auf die künstlerische Existenz stehen zunehmend im Zeichen einer Entzauberung. Die Arbeit geht der Frage nach, wie ausgewählte Werke des 20. und des beginnenden 21. Jahrhunderts die künstlerische Existenz konzipieren. Sind die schriftstellerischen Selbstentwürfe heroisierenden Vorstellungen des Künstlers als gottgleich Schaffender verhaftet oder berauben die Autoren das Kunstwerk vermehrt seiner sakralen Aura? Die Werke Thomas Manns, Thomas Bernhards und Peter Handkes, denen sich die Arbeit in einem ersten Teil widmet, erweisen sich als im Wesentlichen auratischen Konzeptionen des Künstlertums, 'charismatischen Schöpferideologien' im Sinne Pierre Bourdieus, verhaftet. Die Werke von Rainald Goetz, Martin Walser, Hans-Ulrich Treichel und Daniel Kehlmann, die in einem zweiten Teil untersucht werden, lassen dagegen eine Tendenz zur Entsublimierung des Künstlers und des Kunstwerks erkennen. Der Band bietet damit eine werkübergreifende und zusammenfassende Untersuchung zur Entwicklung und Wandlung der Künstlerkonzeptionen im zeitgenössischen deutschsprachigen Roman des 20. Jahrhunderts.