Nach Krieg und Judenmord

Am 19. September 1946 rief Winston Churchill die einstigen Kriegsgegner zu einem 'segensreichen Akt des Vergessens' auf. Trotz dieser Forderung gab es unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg von Seiten der Nationalstaaten große Bemühungen, die Verbrechen der vergangenen Regime zu dokumentieren und zu ahnden. So zunächst auch in Ungarn. Regina Fritz untersucht die ungarische Auseinandersetzung mit dem Holocaust von 1944/45 bis nach der Jahrtausendwende: Wie und aus welchen Gründen wurde dieser Teil der Geschichte thematisiert, genutzt, umgedeutet und schließlich zunehmend tabuisiert? Das Beispiel Ungarn zeigt in eindrucksvoller Weise, wie stark das Umschreiben von Geschichte nach 1945 politisch motiviert und von politischen Akteuren gelenkt wurde. Die Autorin bettet den Erinnerungsdiskurs in Ungarn in den internationalen Zusammenhang ein und untersucht, wie internationale Prozesse auf die innerungarische Aufarbeitung wirkten.

Die Autorin Regina Fritz, geb. 1980, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Editionsprojekt 'Judenverfolgung 1933-1945' an der Universität Wien. Veröffentlichungen u.a.: Politische Gewalt und Machtausübung im 20. Jahrhundert. Zeitgeschichte, Zeitgeschehen und Kontroversen (2011, mit Heinrich Berger, Melanie Dejnega und Alexander Prenninger); Nationen und ihre Selbstbilder. Postdiktatorische Gesellschaften in Europa (2008, mit Carola Sachse und Edgar Wolfrum).

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