'Nachts hörten wir Hyänen und Schakale heulen.'

Der Sterzinger Bauernsohn Andrä Ralser war 1935 einer von rund 1.200 jungen Südtirolern, die in der faschistischen Ära unter Benito Mussolini in die italienische Armee eingezogen wurden, um am weit entfernten Horn von Afrika am Abessinienfeldzug teilzunehmen. Der Krieg war von zahlreichen Verstößen gegen die Haager Landkriegsordnung geprägt und endete 1936 damit, dass Äthiopien Teil des italienischen Kolonialgebietes in Ostafrika wurde. Von seinem Kriegseinsatz hinterließ Andrä Ralser ein dichtbeschriebenes Notizbüchlein, in dem er seine Erlebnisse - beginnend mit der Überfahrt von Livorno nach Massaua über den folgenden Aufmarsch in Eritrea bis hin zu den Kämpfen im wilden Hochland Abessiniens - fortlaufend festhielt. Sorgsam von der Familie aufbewahrt, bildet das Tagebuch rund 80 Jahre später eines der wenigen erhalten gebliebenen schriftlichen Selbstzeugnisse von Südtirolern aus dem Abessinienkrieg. Ralser gibt darin tiefe Einblicke in seine Kriegserfahrungen und beschreibt auch, wie er die doppelte Fremdheit, als Europäer in Afrika einerseits und als deutschsprachiger Südtiroler in der italienischen Armee andererseits, wahrnahm. Markus Wurzer spürt diesen Fragen nach und bettet das sorgsam edierte Tagebuch auch methodisch-theoretisch sowie in seinen historischen Kontext ein.

Markus Wurzer, Mag., geb. 1990 in Lienz/Osttirol, Studium der Geschichte und Germanistik an den Universitäten Graz und Bologna; seit 2015 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Geschichte an der Universität Graz. Forschungsschwerpunkte: Konstruktion und Rezeption von Heldenbildern im Gebirgskrieg 1915-1918; Grazer NS-Studentenschaft in den 1930er-Jahren, Erfahrungs-, Alltags- und Mentalitätsgeschichte des Italienisch-Abessinischen Krieges 1935-1941.

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Krieg und Fotografie Markus Wurzer, Birgit Kirchmayr

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