Namibia - Von der Weite der Landschaft zur Enge des Denkens

Die Zeiten hatten sich verschlechtert, und die Front der Ablehnung zwischen der schwarzen Bevölkerung und der weißen Besatzungsmacht hatte sich verhärtet. Jeden Tag gab es Tote und Verletzte, und ihre Zahl nahm weiter zu. Die Koevoet - was 'Brecheisen' bedeutet - walzte die Krale platt, wenn der Verdacht bestand, dass sich ein SWAPO-Kämpfer dort versteckt hielt, beziehungsweise versteckt halten könnte. Die Jugend machte es nicht mehr mit, dass Menschen mit der schwarzen Haut weniger wert sein sollten als jene mit der weißen Haut. Viele junge Menschen verließen das Land, um aktiv am Befreiungskampf teilzunehmen. Sie bildeten die Schicksalsgemeinschaft, die enger und stärker war als in der Schule durch die Unbedingtheit der Disziplin und des gegenseitigen Vertrauens. Brot und Wasser wurden wie alles andere geteilt, und die Kameradschaft der gegenseitigen Hilfe wurde als unabdingbar vorausgesetzt. Die Erkenntnis kam, dass aus einer solchen Gemeinschaft die unbezwingbare Kraft erwächst, mit der das Ziel der Befreiung zu erreichen war. Es war eine lange Fahrt in den hohen Norden Namibias unweit der angolanischen Grenze. Die Sonne hatte den Teer der Straßendecke weichgebrannt, sodass die Reifen den monotonen Klebeton über hunderte von Kilometern summten. Nach zweihundertfünfzig Kilometern gab es in Otjiwarongo eine kurze Pause. Schweißgebadet ging ich in den Supermarkt an der Straße und kaufte eine Flasche Mineralwasser, die ich aus dem Kühlschrank nahm und in wenigen Zügen leerte. Beim Betasten der Reifen verbrannte ich mir die rechte Hand, an dessen Fingern der heiße Teer kleben blieb. Auf der Fahrt in den Norden stellte ich mir die Frage, ob ich den gewaltigen Anforderungen unter den völlig neuen klimatischen Bedingungen überhaupt gewachsen bin. Und das um so mehr, als es galt, die Chirurgie und Traumatologie an einer unübersehbaren Zahl von Patienten und Verletzten zu betreiben.

1985 bis 1998 Arzt und Chirurg am Hospital in Oshakati im Norden Namibias; entwickelte eine Operationsmethode, Kindern mit chronischer Schienbeinosteomyelitis (Knochenmarksentzündung) den langen Knochendefekt nach Sequesterentfernung mit vitalem Knochen aus dem Wadenbein zu schließen und so das Bein vor einer Amputation zu retten (1994 publiziert im Amercan 'The Journal of Bone and Joint Surgery'); aufgrund der ärztlichen und wissenschaftlichen Leistung 1997 zum Ehrenprofessor der Universität vo

Weitere Produkte vom selben Autor

Download
ePUB
Der Weg nach Afrika Helmut Lauschke

9,99 €*
Download
ePUB
Der Weg nach Afrika - Teil4 Helmut Lauschke

19,99 €*
Download
ePUB
Warszawa - Besuch bei Frau Lydia Grosz Helmut Lauschke

8,99 €*
Download
ePUB
Warszawa - Visit to Mrs. Lydia Grosz Helmut Lauschke

5,99 €*