Narrative Konstruktion einer kollektiven Identität als (rhetorisches) Mittel postkolonialer Emanzipation in José Martís "Madre América" und "Nuestra América"

Studienarbeit aus dem Jahr 2022 im Fachbereich Romanistik - Hispanistik, Note: 1,0, Universität Kassel (Romanistik-Hispanistik), Veranstaltung: Postkolonialismus, Sprache: Deutsch, Abstract: Die vorliegende Arbeit stellt einen Beitrag zu einer narratologisch ausgerichteten Literatur- und Kulturwissenschaft dar. Am Beispiel der beiden Essays von José Martí wird dargelegt, wie narrative Formen den Inhalt mit konstruieren. Im Vordergrund steht dabei die Herausarbeitung des Gegenentwurfs zur herrschenden eurozentrischen Perspektive durch die narrative Konstruktion eines genuin lateinamerikanischen Identitätsentwurfs. Martí macht deutlich, dass die Sprache und ihre rhetorischen Mittel einen wesentlichen Beitrag zur Konstruktion von Macht darstellt. Durch die Verwendung einer eigenen, lateinamerikanisch orientierten Sprache, Rhetorik und Ausdrucksweise evoziert Martí einen Gegenentwurf zur eurozentrischen Perspektive und bereitet narrativ die gedankliche Emanzipation Lateinamerikas vom "globalen Norden" vor. Dass er damit seiner Zeit weit voraus ist, zeigen die aktuellen Beziehungen zwischen lateinamerikanischen Ländern und Europa bzw. USA, die noch immer durch Imperialismus geprägt sind. Noch heute ist Lateinamerika weit von einer wirtschaftlichen Unabhängigkeit sowie einer einheitlichen lateinamerikanischen Identität entfernt.