Narrative Oper

Das Interessante an »7 Deaths of Maria Callas«, »Oper: Der Tempel der Ernsthaftigkeit« und »Tales from a Safe Distance« liegt in der Tonart der Bilder, am langsamen oder schnellen Rhythmus, der Vitalität der Collagen und dem Einsatz von Film Stills. Marina Abramovi?, Alexander Kluge und die Decameron Opera Coalition arbeiten mit konträren visuellen Formen, die in einen prägnanten Sound eingebettet sind. Der Rhythmus, der zwischen den Bildern, Filmen und Szenen erzeugt wird, ist von überschäumender Vitalität und steht für den Herzschlag der Protagonist_innen und unseren. Gehen wir mit Roland Barthes davon aus, dass es einen Nullpunkt des Werkes gibt, dann können wir uns diesem Punkt nur asymptotisch nähern. Es ist aus der Perspektive der Literatur betrachtet die unendliche Novelle. Sie überschreitet nicht nur die Gattung Roman. Sie bezeichnet das einfache Werk, das herkömmlich und begehrenswert ist. Hier hängt alles davon ab, auf welcher Stufe es wahrgenommen wird. Ebenso wichtig: der Rhythmus der Lektüre und die Einstellung des Textes. Ein Werk, das sich freiwillig und konstruktiv einer Ästhetik der Lesbarkeit unterwirft, muss nicht zwingend ein Roman sein. Es kann auch eine Oper sein, eine Performance oder eine Ausstellung.

Sonja Dierks, geb. 1970 in Cotonou (Benin, Westafrika). Studium der Neueren Deutschen Literaturwissenschaft, Philosophie und Musikwissenschaft in Freiburg und Basel. Promotion 2003 an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg mit dem Buch »Es gibt Gespenster - Betrachtungen zu Kafkas Erzählung«. Weitere Publikationen zu Adorno, Amy Winehouse, Barthes, Butor, Björk, Callas, Dylan, Kafka und Proust wie zum Phänomen der Stimme. Im Büchner-Verlag 2020 erschienen »Gehör schenken«.

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Gehör schenken Sonja Dierks

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