Naturalezza | Simplicité - Natürlichkeit im Musiktheater

Kaum ein anderes Thema verbindet Ästhetik und Moral so sehr wie »Natur«. Der Aspekt der moralischen Überlegenheit wurde der Natürlichkeit im Laufe der Geschichte immer wieder zugeschrieben und umgekehrt das moralische Gesetz aus der Natur legitimiert. Ausgangspunkt dieses Bandes ist das späte 18. Jahrhundert, in welchem die Bühnenästhetik von der Forderung nach Natürlichkeit als Gegenposition zu den barocken Affekten gekennzeichnet war.Beiträge aus der Kunstgeschichte, Tanztheorie, Theater-, Kultur- und Musikwissenschaft sowie der Praxis der Theater- und Opernregie ebenso wie die der Choreographie diskutieren die Forderungen nach Natürlichkeit und Einfachheit. Vor etwa 250 Jahren prägten jene die Debatten um den »natürlichen Menschen« oder »edlen Wilden« in gesellschaftspolitischen, aber auch in bühnen- und musikästhetischen Diskursen.Es zeigt sich einmal mehr: Was Natur ist, bestimmt die Kunst.

Vera Grund ist Mitarbeiterin am Musikwissenschaftlichen Seminar der Universität Paderborn und der Hochschule für Musik Detmold sowie am Institut für Musik- und Tanzwissenschaft der Universität Salzburg.Claire Genewein ist Dozentin für historische Aufführungspraxis und Traversflöte an der Anton Bruckner-Universität Linz und an der Zürcher Hochschule der Künste.Hans Georg Nicklaus ist Dozent für Musik- und Kulturgeschichte an der Anton Bruckner-Universität Linz und Musikredakteur bei Radio Ö1 (ORF).