Naturwissenschaft vs. Willensfreiheit?

Studienarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Philosophie - Theoretische (Erkenntnis, Wissenschaft, Logik, Sprache), Note: 1,3, Humboldt-Universität zu Berlin (Institut für Philosophie), Veranstaltung: Naturwissenschaft und Willensfreiheit, Sprache: Deutsch, Abstract: Anfang der 80er Jahre versetzten die neurowissenschaftlichen Versuche von Benjamin Libet die Fachwelt, aber auch Philosophen und Medien in Aufruhr. Libet hatte seine Testpersonen an ein EEG (Elektroenzephalogramm) angeschlossen und sie gebeten, völlig spontan einen Finger der rechten Hand zu heben. Gleichzeitig sollten sie auf einer Uhr einen sehr schnell rotierenden Zeiger beobachten und sich die Zeigerposition merken, zu der sie sich der Entscheidung bewusst geworden waren, den Finger zu heben. Das erstaunliche Ergebnis war, dass sich im Gehirn bereits einige hundert Millisekunden vor dem berichteten Bewusstsein, den Finger heben zu wollen, ein Bereitschaftspotenzial aufbaute. Libet schlussfolgerte für diese spezielle Laborsituation, dass ein Bewusstsein über die Entscheidung zeitlich erst nach dem Einleiten der Bewegung, zu der sich der Proband entschieden hatte, stattfand, andere interpretierten sofort den Verlust des freien Willens in die beobachtete Reihenfolge hinein. In der Folge wurde viel Kritik am Versuchsaufbau Libets geäußert, zugleich fanden unzählige Verbesserungsvorschläge Einfluss in die Diskussion. Als beispielhaft für die Kritik mag der Text von Frank Rößler gelten, der in drei wichtigen Kategorien die Aussagekraft der Experimente in Frage stellte. Herausragende Verbesserungen bzw. Erweiterungen der Libet-Versuche lieferten Patrick Haggard und Martin Eimer in ihrem Versuch, Libet und sein Modell einer durch das Reaktionspotenzial vorbestimmten freien und spontanen Handlung zu widerlegen. Die Ergebnisse ihrer modifizierten Experimente bestätigten jedoch die Libets und gewährleisteten damit eine breitere Definition und Aussagekraft. Wie ungenau die Messergebnisse auch sein mögen und unabhängig davon, wie sehr eine Laborsituation bzw. die Entscheidung, einen Finger zu heben, etwas über unseren freien Willen aussagt, scheint hier durch die Naturwissenschaft unser intuitives Gefühl, dass wir uns selbst entscheiden, in Frage gestellt zu werden. Die Vertreter eines Determinismus haben mit den Libet-Experimenten ein starkes Argument in die Hand bekommen: Es sieht so aus, als wäre schon bestimmt, was wir tun, wenn wir denken uns zu entscheiden, das wir es tun. Wenn dem so wäre, hätten wir erstens nicht anders handeln können, als wir es getan haben und zweitens könnte keiner sagen, von wem die Entscheidung getroffen wurde und wann sie getroffen wurde, sie könnte dann zeitlich beliebig weit nach vorne verlagert werden.

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