Nichts in Sicht

'Die Dünung war vollsta?ndig eingeschlafen. Die Sonne brannte auf die reglose See. U?ber dem Horizont lag leichter Dunst. Das Schlauchboot trieb nur unmerklich. Der Einarmige beobachtete unabla?ssig die Kimm. Der Andere schlief. Es war nichts in Sicht.' So beginnt eines der beeindruckendsten Bücher über den Krieg und dessen letzte Konsequenz: das Sterben in großer Einsamkeit. Ein deutscher U-Boot-Matrose und ein amerikanischer Pilot treiben in einem Schlauchboot im Atlantik; der Amerikaner - schwer verwundet - stirbt am dritten Tag, der Deutsche ist am Verdursten: 'Die See zeigt sich unbewegt und ohne Anteilnahme, wer auf ihr herumtreibt.' Ohne Sentimentalita?t oder Pathos beschreibt Jens Rehn Menschen in der extremsten Situation: dem Tod ausgeliefert, ohne jede Hoffnung, nichts in Sicht. 'Nichts in Sicht', von der Kritik hochgelobt und in viele Sprachen übersetzt, erscheint anla?sslich des 100. Geburtstags von Jens Rehn in einer Neuausgabe mit einem Nachwort von Ursula Ma?rz.

Jens Rehn wurde 1918 in Flensburg geboren und war im Zweiten Weltkrieg U-Boot-Offizier. 1950 wurde er Redakteur beim RIAS Berlin, ab 1958 leitete er die Literaturredaktion. Jens Rehn starb 1983 in Berlin. Ursula Ma?rz, geboren 1957, studierte Germanistik und Philosophie in Ko?ln. Sie arbeitet als Autorin und Journalistin und lebt in Berlin. Zuletzt erschien der Geschichtenband 'Für eine Nacht oder fürs ganze Leben' (2017).