Die spätmittelalterliche Literatur der Stadt Nürnberg ist ein ungewöhnliches Exempel für die sog. Literaturexplosion im späten Mittelalter: In Nürnberg entsteht ab ca. 1430 in außergewöhnlicher Vielfalt und Dichte volkssprachige Literatur, die vor allem von den Handwerkern und damit von Laien aus der Mittelschicht verantwortet wird. Der Band untersucht im interdisziplinären Zugriff von Sprach-, Literaturwissenschaft und Kunstgeschichte die Bedingungen und Ausprägungen der Handwerkerliteratur. Diskutiert werden in den verschiedenen Beiträgen unter anderem die Fragen nach dem Umgang der Handwerker mit den literarischen Traditionen, ihrer Archivierung, Konservierung oder Aktualisierung. Darüber hinaus beschäftigen sich die Beiträge mit dem Anteil der Handwerker an der Popularisierung von Wissensbeständen, wie sie sich in der Ästhetisierung von Fachwissen einerseits, in der Nutzung der Druckmedien andererseits und der damit eröffneten Möglichkeiten zur Revision durch Neu-Auflagen oder zur Visualisierung spiegeln. Erörtert wird zudem, wie die Innovationskraft der städtischen Handwerker dann auch durch die ständische oder intellektuelle Elite der Stadt in Text und Bild anerkannt wird.

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