'Ötzi' und das Klima. Wie konnte uns der Mann vom Tisenjoch über Jahrtausende erhalten bleiben?

Wissenschaftlicher Aufsatz aus dem Jahr 2017 im Fachbereich Geowissenschaften / Geographie - Meteorologie, Aeronomie, Klimatologie, , Veranstaltung: Klimaforschung, Sprache: Deutsch, Abstract: Unter der hypothetischen Annahme, dass die aus grönländischen Eisbohrkernen ermittelten Temperaturschwankungen zumindest näherungsweise auch für Europa und benachbarte Gebiete des Erdballs angenommen werden können, liefert der darin gespeicherte Temperaturverlauf einen deutlichen Hinweis darauf, dass 'Ötzi', der Mann vom Tisenjoch, durch natürliche Vorgänge relativ plötzlich stark eingeschneit worden sein konnte und anschließend vereiste. Auch in den folgenden Jahrtausenden stieg die Temperatur nicht so stark an, dass sie die um die Lebenszeit von 'Ötzi' aktuellen Werte zu irgendeiner Zeit erreichte. Das erklärt die Tatsache, dass 'Ötzi' bis 1991 im Eise (nicht in einem Gletscher!) eingeschlossen war und uns damit erhalten geblieben ist. Die Ursache ist möglicherweise in zwei Ereignissen zu suchen, die zufällig etwa im gleichen Zeitraum wie der Tod von 'Ötzi' eingetreten sein müssen. Zum Einen war dies die Explosion eines Meteoriten im Alpenraum, der mit Sicherheit plötzliche Zerstörungen und ungewöhnliche klimatische Veränderungen hervorgerufen hat. Zum Anderen scheint ein nachfolgender gewaltiger Ausbruch des Vulkans Tambora östlich von Java in Indonesien einen zusätzlichen Impuls für eine lange Zeit nachwirkende Temperaturabsenkung der Erdatmosphäre zumindest in Europa und einigen angrenzenden Gebieten gegeben zu haben.

Beruflich war ich mit der Forschung und Entwicklung von Fotoapparaten, Flugzeugbordgeräten sowie von Meßverfahren und Sensoren für die Automatisierungstechnik und das Maschinenwesen beschäftigt. Ausgleich für diese beruflichen Belastungen waren unter anderem Wanderungen und Exkursionen mit der Familie und mit Freunden. Dabei fielen mir in den heimatlichen Wäldern oft merkwürdige Hohlformen im Gelände auf, an denen sich manchmal offenbar recht alte steinerne Kleindenkmale wie Steinkreuze, Weg- oder Betsäulen erhalten hatten. Diese Hohlformen häuften sich oft in der Nähe alter Burgen oder Burgruinen. Damit war mein Interesse für die Altstraßen- und Burgenforschung geweckt. Zunächst sammelte ich nur Informationen über interessante Hohlwegabschnitte und heftete sie in Ordnern ab. Eine intensivere Beschäftigung mit der Thematik war erst mit dem Eintritt in das Rentenalter möglich. Von Vorteil waren dabei meine naturwissenschaftlich-technischen Erfahrungen, die die Erkenntnisse der Facharchäologen und -historiker auf dem Gebiet der Altstraßenforschung ergänzten. Mit der politischen Wende 1989/90 konnten die Untersuchungen auf entferntere Gebiete ausgedehnt und mit den heimischen Ergebnissen in Zusammenhang gebracht werden. Damit verbunden war ein befruchtender Gedankenaustausch mit Fachkollegen in anderen Bundesländern, der Schweiz und Österreich. Bereits im Mittelalter und in der Vorzeit erstreckte sich der Austausch von Gütern, Personen und Ideen teilweise bereits über Tausende von Kilometern. Diese Kommunikation konnte, von Wasserstraßen abgesehen, nur auf dem Landwege erfolgen. Somit kann die Altstraßenforschung in Verbindung mit der Burgenforschung wichtige Hinweise für die Art und die Richtung von materiellen und kulturellen Strömungen und deren zeitliche Zuordnung geben, auch über heutige Staats- und Ländergrenzen hinweg. Deshalb geht von der Beschäftigung mit dieser Thematik eine gewisse, schwer zu beschreibende Faszination aus.

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