Obszöne Lust oder etablierte Unterhaltung?

Inhaltsangabe:Einleitung: „Pornografie ist nicht konstruiert wie sexuelle Wirklichkeit. Das ist das Letzte, was sie abbilden will: sexuelle Realität, das, was sich tatsächlich abspielt. Kein Mensch würde das kaufen. Vielmehr ist sie konstruiert wie sexuelle Phantasien und Tagträume, so unwirklich, so größenwahnsinnig, so märchenhaft, so unlogisch und auch so stereotyp“. Vor 30 Jahren hatte Pornografie, insbesondere der pornografische Film, gesellschaftspolitisch weniger wie von Gunter Schmidt in Henner Ertels Studie EROTIKA UND PORNOGRAPHIE behauptet den Anstrich des „Märchenhaften“ als vielmehr des Realen. Jedenfalls für Pornografiegegner. Pornografische Filme seien die sexuelle Realität, so die These: Sie zeigten ihre Wirkungsweisen auf den Zuschauer direkt vom Gesehenen zum Gelebten. Die damaligen Diskurse ließen kaum Platz für nuanciertere Stellungnahmen oder wissenschaftlich fundierte Untersuchungen. Die in den 1970er Jahren von Alice Schwarzer und Andrea Dworkin angestoßene PorNO-Debatte zeichnete ein schlichtes Bild des Pornonutzers: Der Zuschauer war der Mann, die Wirkung war die Lust an der Macht über die Frau. Die Rolle der Frau bestand in der Lustbefriedigung des Mannes, der pornografische Film war Ausbeutung des weiblichen Geschlechts per se. Feministinnen und Konservative fanden in Eintracht zusammen unter dem Motto PorNO – Sag Nein zu Pornografie. Wie stellt sich die Situation heute dar? Sind Pornofilme im Post-PorNO-Diskurs inzwischen akzeptierten Medienrealität innerhalb der Populärkultur oder gesellschaftlich verwerflich? Diskurse sind jedenfalls nicht in der „Mottenkiste“ der Medienhistorie verschwunden. Nach drei Jahrzehnten relativer Ruhe gewinnt das Thema wieder an Reiz für die Öffentlichkeit. Es ist ein erstarkendes Interesse festzustellen wie z.B. die von der EU-Kommissarin für Beschäftigung und Soziales, Diana Diamantopoulou, angestoßene Anregung, sexistische Darstellungen von Frauen in Werbung, Zeitungen und Fernsehen gesetzlich zu verbieten. Dies brachte ihr heftige Proteste der Medienbranche und Politik ein. Nach vehementer Kritik zog sich die Politikerin auf eine gemäßigte Form zurück. Die Diskussion hierüber ist noch nicht abgeschlossen. Nach den 1970er und 1980er Jahren aktiviert Alice Schwarzer gegenwärtig zum dritten Mal die PorNO-Kampagne über die Zeitschrift EMMA, deren Herausgeberin sie ist. Auch durch die Crossover-Filme – Unterhaltungsfilme mit pornografischen Elementen –, die in den letzten Jahren [...]

Gaye Suse Kromer, geboren 1971 in Bad Kreuznach, lebt im Ruhrgebiet. Nach dem Abitur in Bielefeld und einer Ausbildung als Bauzeichnerin in Halle/Westfalen studierte sie Publizistik und Kommunikation, Film- und Fernsehwissenschaft, Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte an der Ruhr-Universität Bochum. 2007 Abschluss als Magistra Artium. Während und nach dem Studium arbeitete sie als freie Journalistin bei Werbeagenturen, mittelständischen Unternehmen, Lifestyle-Magazinen sowie bei einer medienpolitischen Zeitschrift. Ab 2005 baute sie eine Non-Profit-Frauenzeitschrift mit auf und leitete drei Jahre den redaktionellen Bereich. Ihr zweijähriges Volontariat absolvierte sie in der Internen Unternehmenskommunikation der Administration einer Ruhrgebietsmetropole. Dort ist sie seitdem als PR-Redakteurin tätig. Gaye Suse Kromer arbeitet zurzeit an ihrer Promotion.

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