'Und so lieg ich hier auch und denke: 'Verdammt, wär's nur wieder manchmal wieder wie früher.' Und sicherlich ist das eng mit Personen verknüpft die meinen Weg gekreuzt haben, vielleicht auch mit einer bestimmten Person, vielleicht auch mit einem besonderen Mädchen, dass wenn du mir auf der Straße begegnen würdest und mich danach fragen würdest, ich vielleicht als gar nicht so speziell bezeichnen würde. Aber wir sind nicht auf der Straße, sondern in meinem Kopf, durch den Blut fließt - mit beträchtlichem Alkoholanteil. Man könnte auch sagen, durch den Alkohol fließt - mit einem beträchtlichen Blutanteil. Und jetzt sind die Gedanken wieder in Richtung In-der-Vergangenheit-leben abgeschweift. Zur Krankheit meiner Generation, unserer Gesellschaft. Wie erwähnt, ich bevorzuge schöne Wehmut. Und Rührei. Es gibt nichts was ich im Moment mehr bevorzugen würde als Rührei. ' Am Morgen seines 18. Geburtstages wacht die Hauptperson auf und stellt sich die Frage nach dem Sinn des Lebens. Worum dreht sich eigentlich das große Ganze? Er fühlt nur eins: schöne Wehmut. Eine Mischung aus Ziellosigkeit, Sehnsucht, Freundschaft und Liebe. In dem Roman, der einzig und allein die Gedanken des Erzählers wiedergeben, begibt er sich auf eine Reise in die Vergangenheit. Seine Gedanken schweifen mal zu diesem, mal zu jenem Ergebnis. Es ist nicht bewusst, aber vielleicht findet er dort ja eine Antwort. Vielleicht gab es einen Moment, einen Mensch, der alles verändert hat. So erlebt er wieder eine ungeahnte Freundschaft, die erste große Liebe und einen schweren Verlust. Er schweift von Erlebnis zu Erlebnis und versucht eine Antwort auf seine eigene Identität zu erhalten. Mit seinem Romandebüt 'Ohne Norden' schafft es Tim-Julian Schneider das Gefühl einer ganzen Generation auszudrücken. Die Authentizität mit der Schneider die Gedanken des Erzählers wiedergibt ist beeindruckend. Manchmal urkomisch, manchmal zum Heulen. Wie das Leben und die Jugend selbst. Schön und wehmütig.

Tim-Julian Schneider wurde 1995 in Idar-Oberstein geboren. Mittlerweile studiert er Publizistik an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz. Sein Debütroman 'Ohne Norden' fängt das Gefühl einer ganzen Generation ein. Die Art, mit der er die ausschweifenden Gedanken des 18-jährigen Erzählers auffängt, der sich am Morgen seines Geburtstages nach dem Sinn des Lebens fragt, ist bemerkenswert. In jedem einzelnen Gedanken, findet sich noch einmal eine zusätzliche kleine Geschichte, die aber manchmal so schnell verfliegt wie die Gedanken selbst. Trotz dieser kleinen Abschweifungen, schafft er es auf der Reise des Erzählers, nie das große Ganze aus dem Blick zu verlieren. Als 'Schöne Wehmut' beschreibt er zu Beginn seiner Reise sein Gefühl. Und so ist auch der Roman: schön und melancholisch.