Ohne Schuld und Sühne.

Alexander Ruske unternimmt den Versuch, Verbindungen zwischen der Lehre der défense sociale, die nach dem zweiten Weltkrieg vornehmlich in Frankreich und Italien begründet wurde und schnell internationale Verbreitung fand, und den kriminalpolitischen Vorschlägen der modernen deutschen Hirnforschungen zu beschreiben. Beide Ansätze gehen von der Entfernung metaphysischer Freiheits- und Schuldbegriffe aus dem Strafrecht aus und stellen auf dieser Grundlage die Dogmen der klassischen Strafrechtslehre in Frage. Das retributivistische Vergeltungsprinzip soll übereinstimmend einer streng präventiven Ausrichtung des Rechts weichen. Trotz dieser fundamentalen Übereinstimmungen kann eine Zusammenführung im Ergebnis nur in Teilen gelingen. Denn während die Vertreter der défense sociale eine kriminalpolitische Lehre beschrieben, hat die Hirnforschung aus ihren seinswissenschaftlichen Erkenntnissen bisher lediglich einige kriminalpolitische Vorschläge entwickelt.

Die vorliegende Arbeit entstand im Rahmen des Graduiertenkollegs 'Europäisierung des Strafrechts und deren ethische Grundlagen' der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) und wurde von Prof. Dr. Jan C. Joerden betreut. Der Autor studierte Rechtswissenschaften mit Schwerpunkt Wirtschaftsstrafrecht an der Universität Potsdam. Danach absolvierte er am Kammergericht in Berlin sein Referendariat. Seit 2010 ist er als Rechtsanwalt bei der Kanzlei Streck Mack Schwedhelm in Berlin tätig.