Oldenburg zwischen Mangel und "Wirtschaftswunder"

ie 50er - wohl kaum ein anderes Jahrzehnt der jüngeren deutschen Geschichte ist von Klischees so umrankt, nostalgisch verklärt auf der einen, maßlos verdammt auf der anderen Seite. Sie bilden das Fundament der historischen Meistererzählung von der Erfolgsgeschichte der Bundesrepublik, auf den Säulen ,Wirtschaftswunder" , Wohlstand für alle" und ,Westbindung" gründend. Anderer- seits gelten Sie als Dekade der Restauration, der Entpolitisierung, des Rückzugs ins Private, kurz: als (Re-)Inkarnation deutscher Spießbürgerlichkeit. Die historische Forschung zumindest ist sich mittlerweile weitgehend einig: Hinter der Fassade einer Gesellschaft, die vor dem Hintergrund des zurückliegenden Schreckens des Krieges vor allem nach Ruhe und Sicherheit strebte und dabei die Vergangenheit weitgehend verdrängte, modernisierten sich die Strukturen weit mehr als lange Zeit angenommen. Es ist daher kein Zufall dass gerade dieser Zeitraum den Auftakt einer neuen Reihe von Bildbänden mit Motiven aus dem Stadtmuseum Oldenburg bildet. Etwa 100 ausgewählte Fotografien versuchen, die Atmosphäre einer Stadt im Aufbruch einzufangen und Meilensteine der Stadtentwicklung nach- zuzeichnen. Wir wollen Bilder ,sprechen " lassen; dazu gehört allerdings auch die Einordnung in den historischen Zusammenhang. Zwei kurzeTexte führen daher in die Epoche aus überregionaler und lokaler Perspektive ein und bilden zusammen mit Bildbeschriftungen das Gerüst, das beim Betrachter das historische Verständnis schärfen soll.