Opfern am Mittag

Den Erfolg ihrer Kunstausstellung in Kassel hätte Kristina niemals erwartet. Nicht mal ihrer Familie hatte sie Bescheid gesagt, doch der Kontoauszug bestätigt das Gelingen ihres Wagnisses. Als auch noch Tochter Irene ein Vorstellungsgespräch beim Pharmakonzern ARTIS hat, könnte es der Mutter eigentlich nicht bessergehen. Dass der mögliche Vorgesetzte ihrer Tochter deren heimlicher Schwarm ist, setzt dem Ganzen noch die Krone auf. All das klingt fast zu schön, um wahr zu sein. Spontan entscheidet sie sich, Irene zum Bewerbungsgespräch nach Augsburg zu begleiten, um ihrem Mann, der ebenfalls bei ARTIS arbeitet, einen Überraschungsbesuch abzustatten. Eine Entscheidung, die schicksalhafte Ereignisse mit sich bringt und ein Leben, das sich für immer verändern wird. Helgas Brehrs einfühlsame Novelle basiert auf der Tragödie 'Iphigenie in Aulis' und erzählt auf's Neue den Drang der Menschheit sich oder andere zu opfern. Ob man eigene Ziele verfolgt oder für das Wohl seiner Mitmenschen besorgt ist - die Entscheidung, ein Opfer zu bringen, ist stets ein moralisches Dilemma. Erst recht, wenn die Opfer Teil der Pharmaindustrie des 21. Jahrhunderts sind. Und wenn es die eigene Gesundheit betrifft? Wie würden Sie sich entscheiden? Würden Sie auch opfern am Mittag?

Helga Brehr 1947 in Hamm/Westfalen geboren, studierte 1966 bis 1970 Bibliothekswesen in Stuttgart, München und Freiburg. Als Dipl.-Bibliothekarin arbeitete sie in der Universitätsbibliothek Freiburg und in West-Berlin im Deutschen Bibliotheksinsttut sowie im Deutschen Musikarchiv. Von 1982 bis 1987 studierte sie Spanisch und Englisch für Übersetzer an der Universität Saarbrücken. Es folgten ca. 2 Jahre Aufenthalt in Dänemark, wo sie intensiv die Landessprache lernte und in Odense an zwei Sprachinstituten Deutschunterricht gab. Seit 1990 lebt und arbeitet sie in Schleswig-Holstein. Sie unterrichtet im eigenen Sprachinstitut Dänisch für Erwachsene und Deutsch für Mitarbeiter dänischer und schwedischer Firmen. Für ihren Deutschunterricht verfasste sie eigene Texte und Lehrbücher. Ihr besonderes Interesse gilt Griechenland, wo sie seit 30 Jahren immer wieder kürzere und längere Aufenthalte hatte, unter anderem mehr als 2 Jahre in Athen. Helga Brehr beschäftigt sich seit ihrer Studienzeit mit dem Schreiben, nahm an Schreibkursen und Workshops teil, schrieb mehrere Kurzgeschichten, Erzählungen und Romane und beteiligte sich 2004 mit Erfolg an einem Schreibwettbewerb der Arbeitsgruppe >Frauen ohne Grenzen<. Die 2014 im Größenwahn Verlag erschienene Novelle Ödipa ist die überarbeitete Neuauflage der Erzählung Klaus und Idipa, die sie unter dem Pseudonym Jlia Amphis veröffentlichte.

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