»Ostmarkklänge. Gedichte von Theodor Hutter.«

Im Jahre 1895 übernahm Heinrich Mann die Redaktion für die in Berlin erscheinende Zeitschrift Das Zwanzigste Jahrhundert. Schon bald darauf konnte er seinen Bruder Thomas als freien Mitarbeiter für das Blatt gewinnen. Aufgrund der nationalistischen und antisemitischen Tendenz der Zeitschrift gilt das Engagement der Brüder als umstritten. Keiner ihrer Texte wurde zu Lebzeiten wieder veröffentlicht, die Mitarbeit an der Zeitschrift lebenslang verschwiegen. Keiner der anderen Beiträge Thomas Manns zu ?Das Zwanzigste Jahrhundert? passt sich der Tendenz der Zeitschrift so glatt an wie die Besprechung des Gedichtbandes ?Ostmark-Klänge? des Deutschböhmen Theodor Hutter. Überwiegend positiv nimmt der Rezensent die neuromantisch und religiös geprägten Gedichte auf. Ausgerechnet die beiden Strophen, die Thomas Mann als »bemerkenswerteste« der »Reihe nationaler Lieder« zitiert, enthalten geradezu eine Summe der antisemitischen Schlagworte, die das ?Zwanzigste Jahrhundert? im Ganzen bestimmen.

Thomas Mann, 1875-1955, zählt zu den bedeutendsten Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. Mit ihm erreichte der moderne deutsche Roman den Anschluss an die Weltliteratur. Manns vielschichtiges Werk hat eine weltweit kaum zu übertreffende positive Resonanz gefunden. Ab 1933 lebte er im Exil, zuerst in der Schweiz, dann in den USA. Erst 1952 kehrte Mann nach Europa zurück, wo er 1955 in Zürich verstarb.

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