Parallelen zwischen Eichendorffs Hexe Lorelay, der Lorelay aus der Volkssage und dem Hexenmotiv in der Romantik

Studienarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,0, Universität Hohenheim (Neuere Deutsche Literatur an der Universität Stuttgart), Veranstaltung: Grundkurs Literatur, Sprache: Deutsch, Abstract: In der vorliegenden Arbeit wird untersucht, welche Parallelen zwischen Eichendorffs Hexe Lorelay sowie der Lorelay in der Volkssage und dem Hexenmotiv in der Romantik existieren. Zu diesem Zweck wird kurz auf die Volkssage Lorelay eingegangen. Unter dem zweiten Gliederungspunkt erfolgt die Darstellung des Hexenmotives in der Romantik, das aufgrund des begrenzten Umfangs der Arbeit durch Jacob Grimm, Jules Michelet sowie durch zwei ausgewählte Märchentexte, "Der blonde Eckbert" und "Hänsel und Gretel", repräsentiert wird. Der dritte Gliederungspunkt analysiert das Hexenmotiv im Waldgespräch. Konkret soll untersucht werden, aus welcher Intention heraus Eichendorff die Lorelay dämonisiert, sie reiten lässt und in den Wald verortet. Das unübersehbare Spannungsverhältnis im Gedicht, der Fluchtbefehl und die Gefangennahme durch die Hexe Lorelay, soll ebenso unter diesem Punkt untersucht werden. In einem abschließenden Fazit werden die Gemeinsamkeiten der Hexenmotive dargestellt. Das von Joseph Freiherrn von Eichendorff verfasste Gedicht Waldgespräch ist erstmals im 15. Kapitel seines 1815 in Nürnberg veröffentlichten Romans Ahnung und Gegenwart erschienen. Die Entstehung des Gedichtes wird nicht vor 1812 vermutet, da die Novelle Wintergarten von Arnims erst im Dezember 1811 von Eichendorff rezipiert wurde und ihn beim Verfassen des Waldgesprächs beeinflusst haben soll. Das Gedicht wurde erstmals 1837 unter dem Titel Waldgespräch gedruckt. Das Waldgespräch ist eine Romanze, allerdings ist die Form nicht wie für eine Romanze üblich locker gefügt, sondern streng geregelt. Im Kontext des Romanes Ahnung und Gegenwart wird das Gedicht als "Lied über ein am Rhein bekanntes Märchen" bezeichnet, welches im strophenweisen Wechsel von Leontin und einem Jäger gesungen wird. In der dritten Strophe des Gedichtes wird deutlich, um was für ein "Märchen" es sich handelt, wenn der männliche Er-Erzähler des Gedichtes sein weibliches Gegenüber, welches er noch in der ersten Strophe als ¿Braut¿ bezeichnet, als "Hexe Lorelay" identifiziert. Der aufmerksame Rezipient wird sofort zur Assoziation mit der Sage der Lorelay am Rheinufer angeregt. Hinderlich beziehungsweise verwirrend bei dieser Verknüpfung erscheint jedoch die Lorelay als Reiterin in der Waldlandschaft. Auch die Dämonisierung der Lorelay durch Eichendorff weicht von der typischen Lorelay am Rheinufer ab.