Pathologie und Identitätskonstruktion des Hochstaplers in der Kunst. Annäherung an den Protagonisten des Films 'The Talented Mr. Ripley'

Studienarbeit aus dem Jahr 2017 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,2, Universität Siegen, Veranstaltung: Schelme, Betrüger und Hochstapler in Literatur und Film, Sprache: Deutsch, Abstract: Im Rahmen dieser Arbeit soll untersucht werden, wie sich die Figur des Hochstaplers und dessen Identitätskonstruktion in dem Film 'The Talented Mr. Ripley' darstellt. Dafür soll zunächst - als Grundlage für die spätere Analyse der Figur Tom Ripleys - ein Überblick über Vorlage, Inhalt und Wirkung des Films gegeben werden. Daraufhin werden die Phänomene der Hochstapelei und der Identitätskonstruktion untersucht, um die Hochstapler-Figur Tom Ripley auf der Basis dieses Diskurses zu analysieren. Die Hochstapelei ist ein immer wiederkehrendes Phänomen in der menschlichen Geschichte und folgerichtig ein beliebtes Motiv in der Kunst, besonders in Literatur und Film. Eine der zahlreichen Facetten dieses Phänomens stellt die Identitätskonstruktion dar, deren Motivation aus den Zwängen des Individuums und aus seinem Bedürfnis nach gesellschaftlicher Anerkennung entsteht. Hochstapelei in all ihren unterschiedlichen Dimensionen spiegelt psychische Prozesse wieder, die der Identitätsbildung im Allgemeinen zugrunde liegen. Hochstapler haben Erfolg in ihrem Tun, weil sie vorgeben, den gesellschaftlichen Normen und Erwartungen zu entsprechen, und es ihnen mit großer Intuition und diversen Talenten gelingt, ihr Gegenüber von der Authentizität ihrer Identität zu überzeugen. Was einen Hochstapler ausmacht, ist unter anderem seine emotionale Intelligenz. So gelingt es ihm, obwohl er unentdeckt meist eine Vielzahl gesellschaftlicher Konventionen bricht, Sympathie zu erregen und seine Mitmenschen für sich einzunehmen. Die Kulturjournalistin Heidi Wiese weist darauf hin, dass sich das Medium Film bestens eignet, um die vielseitige Spezies Hochstapler darzustellen. Sie definiert das Kino als ein Medium 'des schönen Scheins, der Illusionen im Scheinwerferlicht und des abenteuerlichen Rollenwechsels seiner Protagonisten'. Vor dem Hintergrund der ersten Schelmenromane wie 'Lazarillo de Tormes' (1554), 'Tartuffe ou L'Imposteur' von Molière oder später Thomas Manns Roman 'Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull' (1955) entstanden immer mehr Filme, die das Motiv des Hochstaplers oder speziell des amerikanischen, listigen, gewinnorientierten 'con man' aufgriffen - beispielsweise Anthony Minghellas 'The Talented Mr. Ripley' (1999), Steven Spielbergs 'Catch Me If You Can' (2002) oder später Ben Afflecks 'Argo' (2012) und David O. Russells 'American Hustle' (2013).