Perspektiven der Inneren Führung

Seit fünfzig Jahren prägen die Begriffe 'Innere Führung' und das damit verbundene Leitbild vom 'Staatsbürger in Uniform' die Bundeswehr. Eine Vision für ein neues Selbstverständnis von Soldat und Armee in der parlamentarischen Demokratie, das sich von der deutschen Wehrmacht unterscheiden sollte, wurde geschaffen. Dennoch war die Innere Führung nicht als feststehende Konzeption geplant, sondern hat sich erst aus vielen Einzelüberlegungen entwickelt. Die Soldaten der Bundeswehr sollen sich sowohl als Mitglieder der zivilen Gesellschaft, aber auch als Bürger in Uniform, mitdenkende Befehlsempfänger und Mitglieder der Militärorganisation verstehen. Während gesellschaftliche Veränderungen in den Streitkräften sehr aufmerksam zur Kenntnis genommen werden, ist der Zivilgesellschaft meistens nicht bewußt, in welch erheblichem Umfang besonders junge Soldaten denselben Trends wie ihre zivilen Altersgenossen folgen.°°Die Herausgeber dieses Bandes haben sich daher entschieden, nicht Beiträge über Innere Führung an sich zusammenzustellen, sondern wichtige gesellschaftliche Zusammengänge und Entwicklungen zu beleuchten, die innerhalb oder außerhalb der Streitkräfte für den Erfolg der Inneren Führung von Bedeutung sind. Die Entwicklung der Wehrdienstverweigerung, die Darstellung der Bundeswehr in den Unterhaltungsmedien, die betrieblichen Werteorientierungen für junge Auszubildende und Auswirkungen des gesellschaftlichen Individualisierungsprozesses sind wichtige Faktoren, die in die Bundeswehr hineinwirken. Untersuchungen über das offizielle Selbstbild der Bundeswehr, einen zeitgemäßen Umgang mit der militärischen Tradition und die Darstellung junger Soldatinnen in der Nachwuchswerbung der Streitkräfte schließen den Band ab.