Peter Rühmkorfs Märchen - Anders als die der ART-Genossen

Studienarbeit aus dem Jahr 2001 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 2, Eberhard-Karls-Universität Tübingen (Deutsches Seminar), Sprache: Deutsch, Abstract: Anfang der 80´er Jahre veröffentlichte Peter Rühmkorf mit 'Auf Wiedersehen in Kenilworth' und der Sammlung 'Der Hüter des Misthaufens - Aufgeklärte Märchen' zahlreiche Märchen. Damit wagt er den Sprung in ein neues Terrain, denn zuvor war noch keine fiktive Prosa von ihm erschienen. Was ihn dazu veranlaßte, was den Dichter zu den Märchen brachte, soll hier aber nicht untersucht werden, weil die Beschäftigung mit den Märchen keine Besonderheit darstellt, sondern eher ein Trend der Zeit war. In den 70'er Jahren zog das Märchen wieder in die Literatur ein. Es wurden viele Neufassungen bekannter Volksmärchen geschrieben, die meist in Sammlungen von Märchen mehrer Autoren, wie 'Das Große Deutsche Märchenbuch' oder 'Märchen, Sagen und Abenteuergeschichten auf alten Bilderbogen, neu erzählt von Autoren unserer Zeit' erschienen. Daneben stehen Sammlungen eines einzigen Autors wie 'Wer hat Dornröschen wachgeküsst? Das Märchen-Verwirrbuch' von Iring Fetscher oder 'JANOSCH erzählt Grimm´s Märchen' von Horst Eckert (Janosch). Die Gattung Märchen zog aber auch in den Roman ein, hier wurden sie als Erzählung auf der Ebene der Erzählung integriert, erscheinen also als Binnenmärchen. Außerdem wurde auf theoretischer Ebene über das Erziehungsziel der Märchen diskutiert. In dieser kontroversen Diskussion wurde dem Märchen einerseits ein repressiver Charakter unterstellt, andererseits wurde im Märchen 'etwas durchaus Subversives' ausgemacht. Von dem repressiven Geist sollte das Märchen wohl durch die neuen Versionen befreit werden. Beschäftigt man sich mit Märchen, führt dies unumgänglich zur Diskussion über den Gattungsbegriff und dessen Definition, dieser soll hier aus dem Weg gegangen werden. Märchen deren Autor nicht bekannt ist, wie die aus der Sammlung der Gebrüder Grimm, sollen als Volksmärchen, solche von namentlich bekannten Autoren als Kunstmärchen oder, wenn es sich um Neufassungen von Volksmärchen handelt, als Neufassung bezeichnet werden. In dieser Arbeit soll gezeigt werden, wie Rühmkorf durch seine Märchen an der Diskussion über das Erziehungsziel teilnahm. Ob sich seine Märchen in eine Reihe mit Märchen anderer Autoren stellen lassen, oder ob sie sich von ihnen unterscheiden. Am Ende gilt es schließlich die Frage zu beantworten, ob Rühmkorfs Märchen in sein Parodiekonzept passen, oder ob er mit ihnen eher in der Tradition des Antimärchen steht. [...]