Petrus Martyr Anglerius, Legatio Babylonica

Die Legatio Babylonica ist der Bericht des spanischen Gesandten Petrus Martyr Anglerius über seine diplomatische Mission in den Jahren 1501/02 zum Sultan Qansuh al-Ghuri in Kairo, die diesen zur Rücknahme seiner Drohungen gegen die Christen bewegen sollte. Geschrieben in geschliffenem Latein eines an der Antike geschulten Humanisten ist die Legatio ein Werk von herausragendem philologischem und kulturellem Wert. Sie thematisiert historische und zeitgenössische politische Zusammenhänge, ethnografische und religionsgeschichtliche Themen sowie naturkundliche und archäologische Beobachtungen in Ägypten. Von besonderem Wert sind ihre ethnohistorischen Informationen über die Mamluken und deren Fraktionskämpfe in den Jahren vor der Inthronisierung Qansuh al-Ghuris. Damit ermöglicht die Darstellung einen Vergleich mit der Sichtweise des zeitgenössischen Mamluken-Historikers Ibn Iyas. Beeindruckend sind die rhetorische Eleganz und die geschickte Strategie des Autors in der Verhandlungsaudienz mit dem Sultan. Petrus Martyr, verhaftet in der konservativen christlichen Sichtweise der katholischen Könige, verunglimpft Juden und Muslime in gleicher Weise. So ist die Legatio Babylonica ein zeitgeschichtliches Dokument, das die spanische Innensicht offenlegt. Sie bietet neben Möglichkeiten zur kritischen Analyse derartiger Invektiven gegen Andersgläubige und zur rationalen Distanzierung von religiöser Polemik auch Chancen zur gemeinsamen Annäherung im Dialog. Die Ausgabe enthält neben einer umfangreichen Einleitung mit vielen Karten und Abbildungen erstmals eine moderne lateinisch-deutsche Edition mit ausführlichen Erläuterungen.