Phallstricke. Tabus

Carl Djerassi, berühmter Wissenschaftler und seit Jahren auch als Schriftsteller erfolgreich, gewährt in zwei neuen Theaterstücken einmal mehr spannende Einblicke in die Welt der Kunst und der Wissenschaft. Phallstricke bezieht sich auf eine kunsthistorische Kontroverse um eine mutmaßliche römische Statue in der Antikensammlung eines berühmten europäischen Museums. Es geht dabei um den so genannten Jüngling vom Magdalensberg, die lebensgroße Bronzestatue eines nackten Jünglings, die jahrhundertelang für ein römisches Original gehalten wurde und sich inzwischen als Guss aus der Renaissance-Zeit herausgestellt hat. Djerassi, selbst ernsthafter Kunstsammler, reflektiert und ironisiert davon ausgehend den oft leidigen Kult, der heute um viele Kunstwerke getrieben wird. Tabus greift Djerassis Hauptthema auf, das Sexualverhalten im Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit, die bevorstehende Trennung von Sex und Fortpflanzung. Sex steht wie gewohnt für Liebe, Lust oder Neugier, während die Fortpflanzung zunehmend mittels 'alternativer' Methoden unter dem Mikroskop stattfindet. Die tiefgreifenden soziokulturellen Veränderungen, die diese Vorgänge implizieren, stellt Djerassi, mehr denn je Agent Provocateur, in den Mittelpunkt seines neuesten Theaterstücks.

Carl Djerassi, geboren 1923 in Wien, lebte bis zu seinem Tod im Januar 2015 in San Francisco, London und Wien. Aufgewachsen z.T. in Bulgarien, der Heimat seines Vaters, 1938 nach Amerika geflohen, wo er studiert hat und sich als Naturwissenschaftler, später auch als Mäzen und Kunstsammler, einen Namen machte. Für sein berufliches Wirken wurde er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet und mit 32 Ehrendoktoraten gewürdigt. Carl Djerassi war u.a. Träger des Großen Verdienstkreuzes der Bundesrepublik Deutschland sowie des Österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst. 2005 erschien eine österreichische Briefmarke mit seinem Porträt. Zahlreiche wissenschaftliche Publikationen, mehrere populäre Bücher zum Thema, autobiographische Veröffentlichungen, Romane und Theaterstücke. Bei Haymon: 'This Man's Pill'. 'Sex, die Kunst und Unsterblichkeit' (2001), 'Stammesgeheimnisse' (mit den beiden Romanen 'Cantors Dilemma' und 'Das Bourbaki Gambit', 2002), 'Kalkül / Unbefleckt'. Zwei Theaterstücke aus der Welt der Wissenschaft (2003), 'EGO'. Roman und Theaterstück (2004), 'Aufgedeckte Geheimnisse'. Zwei Romane aus der Welt der Wissenschaft: 'Menachems Same' und 'NO' (2005), 'Phallstricke. Tabus'. Zwei Theaterstücke aus den Welten der Naturwissenschaft und der Kunst (2006), 'Vier Juden auf dem Parnass'. Ein Gespräch (mit Fotokunst von Gabriele Seethaler, 2008), 'Vorspiel'. Theaterstück (2011), 'Tagebuch des Grolls. A Diary of Pique 1983-1984' (übersetzt von Sabine Hübner, 2012), 'Chemie im Theater. Killerblumen'. Ein Lesedrama (2012), 'Der Schattensammler'. Die allerletzte Autobiografie. Carl Djerassis Bücher wurden aus dem Amerikanischen von Ursula-Maria Mössner übersetzt.

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