Plurale Identität in der Literatur der Romantik

Studienarbeit aus dem Jahr 2020 im Fachbereich Literaturwissenschaft - Literatur der Romantik, Note: 1,3, FernUniversität Hagen (Institut für Neuere deutsche Literatur- und Medienwissenschaft), Sprache: Deutsch, Abstract: Ziel dieser Arbeit ist es, Kreuzgangs plurale Identität herauszuarbeiten. Dabei soll zum einen bestimmt werden, wofür die jeweilige Rolle bzw. Maske Kreuzgangs steht. Zum anderen soll anhand der unterschiedlichen Rollenerscheinungen, unter Berücksichtigung der sprachlichen Gestaltung, die Zeitkritik Klingemanns beleuchtet werden. Die kritische Auseinandersetzung mit den Identitätskonzepten der Aufklärung ist ein zentrales Motiv in der Literatur der Romantik. Relevant wurden Themen wie Identitätsspaltung, Selbstentfremdung und Rollenidentität mit der im 18. Jahrhundert aufkommenden Arbeitsteilung sowie Funktionsdifferenzierung, die es dem modernen Menschen erschwerte, eine stabile Identität auszubilden. Hinzu kommt, dass die gesellschaftlichen Umwälzungen der Aufklärung den geistigen Nährboden für das Reflexionsvermögen des Individuums bereiteten. Der Mensch machte sich nun selbst zum Objekt seiner Überlegungen und Beobachtungen, was wiederum die Spaltung der personalen Identität durch Reflexion beförderte. Die gegen Ende des 18. Jahrhunderts erstmals thematisierte Identitätsproblematik hat bis heute nicht an Aktualität verloren: Auch gegenwärtig steht der um Identität bemühte Mensch mehr den je vor der Herausforderung, zwischen seinen verschiedenen sozialen Rollen, Möglichkeiten und Positionen Kohärenz herzustellen. Eine literarische Figur der Frühromantik, die sich an dieser spezifisch modernen Herausforderung der Identitätsbildung abarbeitet, ist Kreuzgang, Protagonist in Ernst August Friedrich Klingemanns Roman Nachtwachen (1804). Kreuzgang ist eine innerlich zerrissene Gestalt, die in verschiedenen Rollen und Masken durchs Leben geht ¿ sich in ¿variierenden personalen Möglichkeiten¿ entwirft.