Poesie und Wissenschaft in Goethes "Die Wahlverwandtschaften"

Examensarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,0, Humboldt-Universität zu Berlin, Veranstaltung: Abschlussarbeit, Sprache: Deutsch, Abstract: Kunst und Wissenschaft sind in ihrer Wechselbeziehung in den letzten Jahren verstärkt ins Interesse der Forschung gerückt. Bezeichnenderweise bezieht man sich dabei hauptsächlich auf die Zeit um 1800. Kunst und Wissenschaft profilieren sich in dieser Zeit aneinander und schließlich gegeneinander. Die beiden Systeme der Kunst und der Wissenschaft trennen sich voneinander, was in der bekannten These von den "zwei Kulturen" bei Charles Snow seinen Niederschlag findet. In dieser "Sattelzeit" steht mit Johann Wolfgang Goethe eine Geistesgröße zur Verfügung, in dessen Leben und Werk beide Kulturen eine letzte große und fruchtbare Einheit bildeten. Die vorliegende Arbeit setzt es sich zum Ziel, die Verbindungen und gegenseitige Durchdringung von Poesie und Wissenschaft exemplarisch an Goethes Roman "Die Wahlverwandtschaften" von 1809 zu untersuchen. Dabei wird sich herausstellen, dass das Experiment eine Schlüsselstellung zwischen beiden Sphären einnimmt. Vornehmlich literaturwissenschaftlich belegte Begriffe wie Ironie, Symbolik und Spiegelung sind auch in Goethes Naturforschung beheimatet. Das wird besonders an den Wahlverwandtschaften deutlich. Sie sind ein literarisches Experiment, dessen Ausgangspunkt die Frage nach der Stellung des Menschen im Gefüge der Natur ist und zur Beantwortung dieser existenziellen Fragestellung wissenschaftliche Methoden literarisch verwertet.

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