Poliphilos Liebeskampftraum

Er liebt sie - sie erhört ihn aber nicht. Unzählige Romane beginnen so. In "Poliphilos Liebeskampftraum" sucht der Held seine Geliebte in einem Traum: Er durchwandert dabei eine phantastische Kunst- und Architekturlandschaft mit antiken Ruinen und geheimnisvollen Skulpturen, trifft auf Göttinnen, Fabelwesen, Nymphen, gerät in ein Labyrinth, wird von einem Drachen verfolgt, kommt zum prächtigen Palast einer Königin, die ihn auf seine Liebe hin prüft - und darf tatsächlich mit seiner Polia auf die Liebesinsel Kytherä... Die Erstausgabe der "Hypnerotomachia Poliphili" wurde 1499 bei dem legendären Verleger Aldus Manutius in Venedig gedruckt. Größere Beachtung fanden jedoch erst eine spätere Neuausgabe sowie Übersetzungen ins Französische (1546) und Englische (1592), die zur Initialzündung eines bald ganz Westeuropa umspannenden Erfolges des Romans mit seiner mysteriösen Aura wurden. Der Einfluss dieses wohl berühmtesten Buches der Renaissance beispielsweise auf die Architektur, Gartenkunst, Hie­roglyphik und Skulptur der Zeit war immens. Zahlreiche Bau- und Kunstwerke zitieren mehr oder weniger direkt Abbildungen und Inhalte daraus - so auch die bekannte Elefantenstatue auf der Piazza della Minerva in Rom, zu der sich Gian Lorenzo Bernini inspirieren ließ (und die Oda Ruthe als Vorlage für das Signet des Elfenbein Verlags ­diente). Der ebenso faszinierende wie ungewöhnliche Roman, der den unterschiedlichsten wissenschaftlichen Disziplinen bis heute Rätsel aufgibt, stellt auch ein eigentümliches Sprachdenkmal dar: Das Original ist in einem stark latinisierten Volgare (einer Form des zeitgenössischen Italienisch) verfasst, in das zahlreiche Fremdwörter aus dem Griechischen und anderen Sprachen eingestreut sind. Zudem enthält er eine Menge Wortneubildungen, die sich der Autor ausgedacht hat, und folgt einer eigenwilligen Rechtschreibung und Syntax. "Poliphilos Liebeskampftraum" bringt Rafael Arnolds Übersetzung zusammen mit den Holzschnitten in einer gestalterisch dem Originalband aus dem Jahr 1499 nachempfundenen Leseausgabe. Sie bietet damit nach 525 Jahren zum ersten Mal überhaupt eine inhaltlich und ästhetisch dem Original gerecht werdende deutsche Fassung, bei der nicht zuletzt die einzigartige Verschränkung von Text und Bild nachempfunden werden kann.