'Politainment' - Politische Inszenierung in der Mediendemokratie

Inhaltsangabe:Einleitung: Problemstellung und Themenabgrenzung „Selbstverteidigungsminister“, „Rudolf der Eroberer“, „liebestoller Rudi“ oder schlicht „der Verliebte“ – kaum ein Printmedium der deutschen Medienlandschaft ließ es sich im Sommer 2001 nehmen, den damals amtierenden Bundesverteidigungsminister Rudolf Scharping mit immer wieder neuen, verhöhnenden Namen zu betiteln. Auslöser dieser Medienreaktion, die der Spiegel als qualitativ „neuen Tiefpunkt des deutschen Polit-Entertainments“ bezeichnete, war die Publikation eines Artikels: Das im Burda-Verlag erscheinende Gesellschafts-Magazin Bunte veröffentlichte am 23. August 2001 die Titelgeschichte „Total verliebt auf Mallorca“. Das Titelbild zeigte Rudolf Scharping und seine Lebensgefährtin Kristina Gräfin Pilati (von Thassul zu Daxberg-) Borggreve im Swimmingpool. Auf neun Seiten folgte im Innern des Heftes eine Fotostrecke, die den Minister und seine Partnerin während ihrer Freizeitaktivitäten zeigte. Die Veröffentlichung dieser zunächst harmlos anmutenden Urlaubsstory, geschrieben von Bunte-Autor Paul Sahner, löste ein extremes Medien-Echo aus. Die vielfache Empörung über die Publikation entstand, da es mehrheitlich als geschmacklos wahrgenommen wurde, eine solche Manifestation sorglosen Glücks zu einem Zeitpunkt zu demonstrieren, als es dem Bundesverteidigungsminister unmittelbar bevorstand, Bundeswehrsoldaten auf einen Auslandseinsatz in Mazedonien zu entsenden. Von der seichten Talkshow bis zur seriösen überregionalen Presse – vielfach thematisierten die Medien die mallorquinische Romanze Rudolf Scharpings – die so genannte „Swimmingpool-Affäre“. Kurze Zeit später entwickelte sich aus dieser Bade- die so genannte Flugaffäre, da die Opposition dem Minister dubiose Auffälligkeiten in der Nutzung der Flugbereitschaft der Bundeswehr vorwarf. Ein abruptes Ende fand diese Affäre durch die Terroranschläge des 11. September in den USA. Die Umfragewerte des Bundesverteidigungsministers blieben allerdings bis zu seinem Rücktritt im Juli 2002 dauerhaft negativ. Das Fallbeispiel Scharping, welches im Folgenden noch ausführlich untersucht werden soll, scheint symptomatisch für den Wandlungsprozess, in dem sich das Verhältnis von Politik und Medien in der „Mediengesellschaft“ gegenwärtig befindet. Die im klassischen Journalismus einst streng voneinander getrennten Ressorts Politik und Unterhaltung vermischen sich stetig. Einschaltquoten und Auflagenzahlen bestimmen die Rahmenbedingungen von [...]

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