Die Figur des Zeugen, der von einem Ereignis berichtet und es damit anderen zugänglich macht, verkörpert eine fundamentale Wissenspraxis für die menschliche Lebenswelt. Umso erstaunlicher ist es, dass die Philosophie dieses Thema lange Zeit eher eindimensional erörtert hat: Nur die erkenntnistheoretische Frage, ob das durch Zeugen vermittelte Wissen überhaupt wirkliches Wissen sei, schien interessant. Doch ist das Problem des Zeugnisablegens damit erschöpft? Dieses Buch untersucht Zeugenschaft in systematischer und historischer Perspektive als eine soziale Institution des Wissens. Es leistet dabei erstmals einen Brückenschlag von erkenntnistheoretischen Ansätzen zum Wissens- und Informationscharakter des Zeugnisgebens hin zu medienkritischen Fragen, Überlegungen zur Rolle von Zeugen im öffentlichen Raum sowie zur ethischen und politischen Bedeutung von Überlebenszeugen.

Sibylle Schmidt (M.A.) promoviert am Institut für Philosophie der Freien Universität Berlin über Episteme und Ethos der Zeugenschaft. Sybille Krämer (Prof. Dr. phil.) ist Professorin am Institut für Philosophie der Freien Universität Berlin. Ihre Forschungsschwerpunkte sind u.a. Sprachphilosophie, Theorie der Medien und Medialität sowie Philosophie des Bildes und der Schrift. Ramon Voges (M.A.) ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Geschichte der Frühen Neuzeit der Universität Paderborn. Seine Forschungsinteressen liegen u.a. im Bereich der Publizistik- und Mediengeschichte sowie der historischen Gewalt- und Konfliktforschung.