Politische Bildung als Reisebericht getarnt oder politische Anthropologie? Eine Untersuchung der 'Ansichten vom Niederrhein' von Georg Forster

Bachelorarbeit aus dem Jahr 2018 im Fachbereich Geschichte Deutschlands - 1848, Kaiserreich, Imperialismus, Note: 1,7, FernUniversität Hagen (Lehrgebiet Geschichte Europas in der Welt), Sprache: Deutsch, Abstract: In dieser Arbeit soll herausgearbeitet werden, ob Georg Forster mit Hilfe einer als unterhaltsamen Reisebericht getarnten politischen Bildungsschrift bei seinen Lesern ein Bewusstsein für die herrschende politische Situation und für bestehende Missstände in Deutschland schaffen wollte. Kann darüber hinaus sichtbar gemacht werden, ob Forster gegebenenfalls diese Vorgehensweise wählte, um seine Leser zu mündigen und aktiven Staatsbürgern zu bilden sowie sie zu befähigen und zu motivieren, mögliche Handlungsoptionen für Veränderungen eigenständig zu entwickeln? Oder spiegelte sich lediglich Forsters Verständnis von Anthropologie in seinem Werk 'Ansichten vom Niederrhein' wider? Georg Forster war zum Zeitpunkt des Erscheinens der ersten beiden Bände seines Werkes 'Ansichten vom Niederrhein von Brabant, Flandern, Holland, England und Frankreich im April, Mai und Junius 1790' längst als Wissenschaftler und Reiseliterat bekannt. Bereits sein erstes Werk 'Reise um die Welt' hob sich von der zeitgenössischen Reiseliteratur ab. Der Autor formulierte mit der ihm größtmöglichen Unvoreingenommenheit wissenschaftlich genaue, sachlich fundierte und einfühlende Beobachtungen so objektiv wie möglich, aber dennoch in einer, seine breite Leserschaft ansprechender Prosa. Seine Beschreibungen von Landstrichen, Flora, Fauna und Klima unterbrach er dabei regelmäßig, um das Aufgenommene zu reflektieren. Insbesondere seine völkerkundlichen, ethnographischen Beobachtungen und seine darauf bezogenen Reflexionen fanden großes Interesse. An spezifischen Untersuchungen zu Forsters Wirkungsintention sein Werk betreffend und gerade vor dem Hintergrund seiner eigenen wissenschaftlichen Prägung sowie dem des gesellschaftlichen Wandels in revolutionärer Zeit mangelt es jedoch.