Positionen und Gewichtungen der Individualisierung und der sozialen Ungleichheit

Studienarbeit aus dem Jahr 2001 im Fachbereich Soziologie - Individuum, Gruppe, Gesellschaft, Note: 1,3, Universität Münster (IfS Münster), Sprache: Deutsch, Abstract: In seinem Buch 'Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne' geht Ulrich Beck von einem Gesellschaftswandel innerhalb der Moderne aus, in dessen Verlauf die Menschen aus den Sozialformen der industriellen Gesellschaft - Klasse, Schicht, Familie und Geschlechterlagen von Männern und Frauen - freigesetzt werden. Seine Individualisierungsthese begreift damit die Menschen als nicht mehr in übergeordneten Bezügen sozial verankerte Individuen. 'Dieses kommt der Wegindividualisierung aller Kategorien sozialer Gruppen gleich.' (Konietzka 1995, S. 62) Gleichzeitig macht er in unserer hochkomplexen und im permanenten Umbruch begriffenen 'reflexiven Moderne' ein Moment ausfindig, das auf allen Ebenen des menschlichen Zusammenlebens vorkommt. Es ist das Moment des Risikos. 'Dieses wird in unzulässiger, hermeneutisch aber fruchtbarer Weise so generalisiert und verabsolutiert, dass die 'empirisch orientiert' und 'projektiv' zu untersuchende Formation als die Gesellschaft des Risikos erscheint.'( Gill 1987, S.160) So werden die sozialen Strukturen in der Beckschen Gesellschaftsanalyse aus der dominierenden Perspektive des Risikos betrachtet. Sicherlich trifft Beck damit auf den ersten Blick die Zeichen der Zeit. Fünfzehn Jahre nach dem Erscheinen seines vieldiskutierten und einschlägigen Werkes sind seine Thesen nicht mehr nur projektiv, sondern sind Teil des Alltags unserer Gesellschaft geworden und bestimmen das Leben gerade der jüngeren Generation. Aber eben nur zum Teil! Zwischen globalen Risiken und Risiken in der eigenen Lebensplanung zwischen dem 'auf sich allein gestellt sein' und neuen Abhängigkeiten, befinden sich eben noch andere verschiedene soziale Geflechte, deren Qualitäten durch individuelle Präferenzen bestimmt werden und die wesentlich unsere Gesellschaft prägen. Als Beispiel lassen sich Abhängigkeiten inerhalb der Familie, im Berufsleben oder auch Bindungen durch Freundschaften und Liebe anführen. Beck ist es jedoch gelungen, dem Leser den Eindruck zu vermitteln, diese wesentlichen Geflechte, die uns im Leben bewegen, seien sie nun ex- oder intrinsischer Natur, behandelt zu haben. Aber es ist gerade diese Pluralität, die Unsicherheiten im Umgang mit den Beckschen Thesen aufkommen lässt und die tatsächlich zu viel Kritik und Diskussion angeregt haben. Dem vorherrschenden und unübersehbaren Moment der sozialen Ungleichheit wird meines Erachtens dabei allerdings nicht die entsprechende Bedeutung als Motor sozialer Aktion beigemessen. [...]