Probebühnen der Moderne

Der Nachlass eines zeitgenössischen Akteurs, Walter Langer, bildet die Grundlage für die Darstellung der jungen Theaterszene der 1950er Jahre in diesem Band. Wien war damals teilweise noch zerstört, dürftige Verhältnisse und Arbeitslosigkeit bestimmten das Leben, die Alliierten übten Zensur - eine schwierige Zeit für das Theater! Für die jungen Theaterkünstler beiderlei Geschlechts, meist Absolventen des Max Reinhardt Seminars, bedeutete die Zeit jedoch vor allem Aufbruch. Befreit von den erlebten Schrecken, gründeten sie mutig ihre kleinen Bühnen und entwickelten - aus der Not geboren - außerordentlich kreative Ideen. Couragiert wählten sie politisch heikle Stücke und präsentierten moderne, in Wien unbekannte Literatur, die von Presse, Publikum und kultureller Öffentlichkeit heftig diskutiert wurde. Die kleinen Theater entfachten so eine erste Konfrontation mit der jüngsten Vergangenheit und mit einer neuen Avantgardeliteratur. Eine Veränderung der geistigen Atmosphäre Wiens nahm ihren Anfang, die Kleinbühnen waren die Initiatoren.

Waltraud Heindl, Historikerin, Österreichisches Ost- und Südosteuropa-Institut, Lehre: Universität Wien, Gastprofessuren: Universitäten Innsbruck, Fribourg/CH, Klagenfurt; wichtigste Publikationen in Bürokratie-, Rechtsgeschichte, Alltagskultur, historischer Genderforschung; verheiratet mit Walter Langer.

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