Prototyping Automotive Software und Services

In der Automobilbranche findet zur Zeit ein intensiver Wandlungsprozess statt, der aus dem ständigen Kostendruck, dem zunehmenden Wettbewerb und der Geschwindigkeit, mit der neue Technologien auf dem Markt gelangen, resultiert. Hersteller, die diesen Umbruch bestehen möchten, müssen einerseits versuchen, die Effizienz sämtlicher Unternehmensprozesse zu verbessern, andererseits aber auch ihre Effektivität steigern, indem sie kontinuierlich neuartige Technologien hinsichtlich ihres Potentials evaluieren und gegebenenfalls in die eigenen Produkte integrieren. Letzteres dient vor allem dazu, anstelle immer neuer Ausstattungsvarianten den Kunden neuartige mobile Dienste anbieten zu können und so den sich verändernden Erwartungen der Kunden gerecht zu werden, indem sie deren Bedürfnis nach Information und Komfort – dem sogenannten tertiären Aufgabenbereich des Fahrers – befriedigen. Bislang haben die potentiell am Erstellungsprozess solcher Nutzungsinnovationen beteiligten Partner nur wenige Erfahrungen in der Gestaltung derartiger Automotive Software und Services. Daher wird im Rahmen der vorliegenden Dissertation ein Vorgehensmodell sowie die dazu passende Werkzeugunterstützung vorgestellt, welche die systematische Erstellung neuartiger Dienste für die Nutzung im Automobil ermöglichen. Im Fokus stehen Funktionen, mit denen der Autofahrer direkt interagiert, vor allem in Form mobiler Dienste im tertiären Aufgabenbereich. Das vorgeschlagene Vorgehensmodell basiert auf den identifizierten organisatorischen und technischen Besonderheiten der Automobilindustrie sowie bestehenden Vorgehensmodellen in der Dienstleistungs- und Softwareentwicklung. Eine besondere Rolle spielen dabei im Automobil erlebbare Prototypen, die zur Erhebung und Abstimmung von Anforderungen eingesetzt werden, die Kommunikation zwischen verschiedenen Anspruchsgruppen unterstützen und die Möglichkeit bieten, Systemevaluationen durchzuführen. Als passendes Werkzeug zur Unterstützung der Entwicklung besteht ein weiterer Beitrag dieser Arbeit in einer modularen Prototypingplattform, die auf das Vorgehensmodell abgestimmt ist. Diese Plattform vereinfacht die Erstellung geeigneter Prototypen durch die Bereitstellung eines komponentenorientierten Frameworks und zahlreicher Basiskomponenten. Diese Komponenten ermöglichen den Zugriff auf verschiedene Schnittstellen zu Fahrzeug und Nutzer um so rasch qualitativ hochwertige Prototypen im späteren Nutzungskontext – dem Fahrzeug – für Evaluationen umsetzen zu können. Dabei ist die Architektur des Werkzeugs so gestaltet, dass auch noch nicht antizipierte Komponenten (z.B. neuartige Benutzer- oder Kommunikationsschnittstellen) hinzugefügt werden können und die Plattform damit auch in unterschiedlichen Zielumgebungen zum Einsatz kommen kann. Das vorgeschlagene Vorgehensmodell und das dazugehörige Werkzeuge ermöglicht die systematische Vorentwicklung komplexer mobiler Dienste – und erlaubt damit Automobilherstellern, deren Zulieferern und anderen Partnern die Durchführung von Innovationsprojekten in der nachgelagerten Wertschöpfung. Zusätzlich eröffnen sich Möglichkeiten für weiterführende Forschung in benachbarten Forschungsthemen, wie z.B. Open Innovation-Ansätzen zur Ideengenerierung und Kundenintegration, Communities für Kunden und neuartige Mensch-Maschine-Schnittstellen im Fahrzeug. In der Praxis erschließt vor allem die Prototypingplattform neue Einsatzgebiete: sie fand bereits Einzug in die Vorentwicklung als Visualisierungs- und Steuerungshilfe für technische Abläufe.

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