Psychische Strukturbildung und Mythos im Denken von Freud, Bion und Wolfgang Loch

Als Freud nach dem Tod seines Vaters auf die Bedeutung der infantilen Phantasien über Inzest- und Todeswünsche gegenüber den Eltern stieß und im Ödipus-Mythos eine alte Gestaltung dieser unbewußten Konflikte erkannte, hat er mit der Formulierung des Ödipuskomplexes den Mythos als Kategorie in die Psychoanalyse und die Geisteswissenschaften eingeführt. Die großen Mythen beschreiben ein Frühgeschehen aus der Ontogenese der Seele, das wir in der Psychogenese des Individuums wiederfinden. Die Ödipustheorie Freuds ist nicht nur nötig, um die Bildung nicht-psychotischer Persönlichkeitsstrukturen zu verstehen, sondern auch genetisch frühere Strukturierungen, über die Melanie Klein und viele andere geschrieben haben. Bion hat mit der Erfindung des Rasters eine völlig neue Bezeichnungsweise psychischer Elemente außerhalb der Begriffssprache ermöglicht, da begriffliches Denken die Integration ödipaler Elemente bereits voraussetzt. Loch folgt ihm in der Betonung, daß der ödipale Vereinheitlichungsprozeß Voraussetzungen hat und diese bei Patienten häufig erst in den Behandlungen erarbeitet werden müssen.